Meret Nehe ist 26 Jahre alt und lebt seit über einem Jahr in einer Wohngemeinschaft in Zürich. Zuvor hatte die gebürtige Deutsche in ihrer Heimat Kulturmanagement studiert und einen Master in Nachhaltigkeit abgeschlossen. Im Ausgang an einem Konzert kam ihr die Idee mit dem plastikfreien Monat: «Ich kann nicht verstehen, dass Konzertlokale das Bier in Einwegbechern ausschenken. Völlig unnötig!». Und sie machte sich Gedanken, wie oft sie selber täglich Plastik kauft und damit Plastikabfall produziert.
«Eigentlich wollte ich das Experiment für mich selber machen»
Schliesslich hat sich Meret Nehe dazu entschlossen, selber einen Monat lang keinen Plastik zu kaufen. Sie dachte daran, im Internet eine Art Tagebuch zu führen, in einem Blog. Und sie erzählte Freunden von ihrer Idee: «Die Reaktion war: Wir machen auch mit! Freunde in der Schweiz und in Deutschland, sogar meine Mutter und meine Chefin sagten, sie wollten auch mitmachen.» Und so entstand die interaktive Facebook-Seite «BuyNoPlastic4aMonth». Hunderte Menschen auf der ganzen Welt schlossen sich an.
Die persönliche Sündenliste
Die Initiantin des Projekts stürzte sich ins Abenteuer und merkte schnell, wo ihr Vorhaben, ganz plastiklos einzukaufen, seine Grenzen hat: «Wir haben bald eine Sündenliste eingeführt, auf welcher Dinge stehen, die einfach nicht ohne Plastik zu haben sind.»
Dazu gehöre beispielsweise Butter, die immer in ein plastifiziertes Papier eingewickelt sei, oder auch Toilettenpapier, das man nur in Plastik kaufen könne. «Wir haben auch Firmen angeschrieben und nach den Gründen gefragt», erzählt Meret Nehe. Beim Toilettenpapier habe man auf hygienische Gründe verwiesen.
Andere Länder, andere Probleme
Auf der Plattform im Internet haben sich Menschen aus aller Welt ausgetauscht, sich gegenseitig Tipps gegeben, Rezepte veröffentlicht oder die Teilnehmer angefeuert: «Plötzlich haben sich Gruppen aus den USA und aus Australien gemeldet und uns Glück gewünscht. Gruppen, die ähnliche Projekte gemacht haben», berichtet die junge Frau aus Zürich.
Es habe auch überraschende Fragen gegeben: «Eine Frau aus der Türkei fragte in die Runde, wie wir denn das Problem mit dem Wasser lösen würden. Sie bekomme kein Wasser ohne Plastik.» Und erst so, erzählt Meret Nehe, sei ihr richtig bewusst geworden, dass viele Länder kein Trinkwasser aus der Leitung bekämen und auf Plastikkanister angewiesen seien.
Lernen von den Älteren
Zwar lassen sich Früchte und Gemüse auch beim Grossverteiler problemlos ohne Plastiksäcklein kaufen. An Grenzen stösst man aber beim Bio-Gemüse, das häufig in eine Plastikfolie eingeschweisst ist. Milchprodukte sind immer mit Plastik verschlossen und auch Pasta, Fleisch und Kosmetika sind schwierig, ohne Plastik zu bekommen.
«Gewisse Dinge musste ich regelrecht suchen. Zum Beispiel habe ich nun Zahnpasta, Duschgel und Shampoo ganz ohne Plastik entdeckt. Vieles finde ich auf dem Markt oder im Bioladen», verrät Meret Nehe. Und wichtig sei, dabei Spass zu haben, auch wenn mal was auf der Sündenliste lande.
Inspirieren liess sich Meret Nehe während ihres Experiments auch von der älteren Generation. Zum Beispiel in Sachen Putzmittel: «Essig, Zitronen, Natron – das sind Allzweck-Haushaltsreiniger, nur weiss das in meiner Generation niemand mehr.» Am meisten gefreut habe sie, wie viele Menschen mitgemacht hätten.
«Ob völlig plastiklos oder auch nur teilweise, spielt keine Rolle.» Da sie und ihre WG-Gspänli schon ein klein bisschen traurig seien, dass der Monat bereits zu Ende sei, überlege sie sich, ob es vielleicht nächstes Jahr wieder einen plastikfreien Einkaufsmonat gebe.