Reisebüros buchen Flüge für ihre Kunden normalerweise über ein global vernetztes Buchungssystem. Dieses lässt sich jedoch unter Umständen austricksen - zugunsten der Kunden. Walter Kunz, der Geschäftsführer des Schweizer Reiseverbands SRV, macht gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» ein Beispiel: «Wenn ein günstiger Tarif für die Strecke Zürich-Hamburg nicht mehr erhältlich ist, kann man den Flug weiterziehen, beispielsweise Zürich-Hamburg-New York.» Nun ist eine Buchung in der tieferen Tarifklasse plötzlich möglich. Nach der Buchung lässt sich die Strecke Hamburg-New York wieder stornieren – das System ist ausgehebelt.
Damit umgeht das Reisebüro die kundenunfreundliche Tarifpolitik der Fluggesellschaft, die vor allem Umsteigepassagiere bevorzugen will.
Swiss greift wegen Umsatzverlust ein
Der Swiss sind solche Tricks ein Dorn im Auge. Sprecherin Myriam Ziesack erklärt auf Anfrage von «Espresso», man rede von manipulierten Buchungen, wenn eine Buchung nicht dem «natürlichen Flugverhalten eines Kunden» entspreche. Welche Buchungen genau gemeint sind, will Myriam Ziesack auf Anfrage nicht ausführen. Der Swiss würde dadurch Umsatz entgehen und man habe sich gezwungen gesehen, einzugreifen. Seit dem 10. Juni gilt deshalb eine neue, strengere Regelung.
Nach Möglichkeit würden manipulierte Buchungen sofort storniert, wenn sie im System entdeckt werden. Werden sie erst entdeckt, nachdem die Tickets bereits ausgestellt sind, werden die Reisebüros gebüsst: Mit 200 bis 550 Dollar pro Passagier. Die Passagiere sind nicht direkt von der Busse betroffen. Die Regelung kann jedoch dazu führen, dass Reisebüros aus Angst vor Sanktionen nicht mehr die günstigsten Angebote suchen.
«Unsinnige Tarife sind das Problem»
Luc Vuilleumier, Präsident der Reisebüro-Vereinigung Star, findet deutliche Worte: «Das Problem sind die unsinnigen Tarife der Fluggesellschaften, nicht das Umgehen der Regeln.»
Walter Kunz vom Reiseverband ist vorsichtiger. Gewisse Tricks seien tatsächlich unfair, hier sei eine Sanktion auch zu akzeptieren. Bei anderen Tricks bewege man sich in einem Graubereich. «Wenn die technischen Möglichkeiten dort bessere Preise zulassen, sehe ich kein Problem», sagt Walter Kunz. Die einfachste Lösung wäre seiner Meinung nach, wenn die Swiss solche Tricks im System von Anfang an technisch verhindern würde.
Keine Busse bei Buchung im Internet
Dies will die Swiss jedoch nicht. Myriam Ziesack sagt, man appelliere an die Reisebüros, das System fair zu nutzen. Man wolle das System auch nicht so komplex machen, dass unter Umständen Buchungen verhindert würden, die in Ordnung seien.
Kein Problem sind übrigens Buchungen im Internet. Wenn ein Reisebüro dort ein billigeres Ticket ersteht und dem Kunden rät, einen Teil der Strecke nicht anzutreten, habe man keine Strafgebühr zu befürchten. Laut Luc Vuilleumier führt dies dazu, dass immer mehr Reisebüros Flüge nicht mehr im dafür vorgesehenen Buchungssystem buchen, sondern auf der Internetseite der Fluggesellschaft.