Moderne Motoren brauchen einwandfreien Treibstoff, sonst bleiben die Pferdestärken unter der Kühlerhaube auf der Strecke. Jean-Marc Geiser vom TCS weiss, was schlechter Diesel anrichten kann: «Typische Beispiele sind eine Beschädigung des Schmierfilms des Dieseltreibstoffes, eine Verschmutzung der diversen Filter, Ablagerungen, Korrosion bis hin zur Blockierung der Bauteile des Einspritzsystems», zählt Geiser auf.
Flammpunkt verrät Qualität
Der TCS hat mit «Saldo» und «Kassensturz» die Qualität von Diesel bei 57 Tankstellen getestet. Die Tester zapften Diesel an verkehrsreichen Hauptachsen und auf Autobahnen. Untersucht wurde Standard-Diesel. Wie gut ist die Qualität, welche die zehn grössten Importeure ihren Kunden einschenken? Das Prüflabor Intertek in Schlieren analysierte den Diesel auf Wasser- und Benzingehalt. Benzin gerät immer wieder ins Dieselöl, wenn Importeure schlampen. Deshalb untersuchte das Labor den Flammpunkt. Das ist die tiefste Temperatur, bei der Dieseldämpfe sich entzünden. Ein zu tiefer Flammpunkt verrät Verunreinigungen. Beim Wassergehalt lagen sämtliche Proben innerhalb der Norm.
Der Flammpunkt darf nicht unter die Norm von 55 Grad fallen. Von 57 Tankstellen waren sieben darunter. Vier davon lagen aber immer noch im Toleranzbereich. Nur mässige Qualität hatten: Agip-Autobahntankstelle in St. Margrethen (Flammpunkt 54 Grad), Tankstelle Brechtbühl in Gümligen (54 Grad), Avia-Autobahntankstelle Neuenkirch (53 Grad) und Tamoil an der Krummeneichstrasse in Pratteln (53 Grad). Deutlich unter der Norm von 55 Grad und deshalb schlecht schnitten ab: Migrol an der Zürcherstrasse in Oberengstringen (48 Grad), Avia an der Uferstrasse in Basel (49 Grad) und die BP-Autobahntankstelle in Pratteln (49 Grad). Mit 1.90 Franken pro Liter war die Tankstelle in Pratteln die teuerste im Test.
Verzicht auf Switch-Loading
Verunreinigt wird der Diesel meist beim Transport, denn in den Kammern von Schiff, Bahn oder Tankwagen hat es oft Reste von der vorherigen Benzinladung. Für die schlechten Werte in Pratteln hat BP eine Erklärung. Es müsse ein Fehler passiert sein zwischen dem Tanklager und der Tankstelle. «Wir haben sofort Kontakt mit dem Transporteur aufgenommen und bereits auch erste Massnahmen ergriffen. Wir verzichten zum Beispiel auf Switch-Loading», sagt Isabelle Thommen von BP Schweiz. Der Verzicht auf Switch-Loading heisst, dass in der gleichen Kammer nur noch Diesel oder Benzin transportiert werden darf. Auch die anderen Tankstellen mit mässigen Werten – Avia, Brechtbühl, Tamoil und Migrol – wollen oder haben bereits Massnahmen ergriffen.
Dieselben Tests wurden auch in der Romandie und im Tessin gemacht. Pikant dabei: Drei Importeure haben die Norm für guten Diesel konsequent erfüllt: Coop, Agrola und Shell. «Das bedeutet, dass die Erdölindustrie weiss, wie man eine gute Qualität ausliefern und verkaufen kann», sagt Hans W. Jäckle, Geschäftsführer des Prüflabors Intertek. Für Automobilisten ist es schwierig zu beweisen, dass Schäden vom verunreinigten Diesel stammen. Dies gelingt nur, wenn man immer bei der gleichen Marke tankt und das auch belegen kann.