Eine junge Mutter musste am Karfreitagabend mit ihrem zweijährigen Sohn notfallmässig ins Zürcher Kinderspital. Ihr Auto ist in der Werkstatt, deshalb ruft sie bei Taxi 444 an.
Sie wird darauf hingewiesen, dass es etwas länger dauere und 20 Franken Aufpreis koste. Dies, weil der Fahrer zuerst einen Kindersitz in der Taxi-Zentrale abholen müsse. Wegen des Notfalls stimmt die Frau notgedrungen zu.
«Wissen Sie, wie das geht?»
Als der Fahrer nach einiger Zeit auftaucht, beginnt für die Kundin der Ärger. Sie erzählt, dass der Mann zwar angefangen habe, den Sitz zu montieren. Nach einigem Hebeln habe er jedoch mit der Schulter gezuckt und gefragt: «Wissen Sie wie das geht?».
Die junge Mutter hat mittlerweile wenig Vertrauen in den Taxifahrer und montiert den Sitz schliesslich selbst. Dies allerdings ohne zu wissen, ob der Sitz korrekt und damit für das Kind sicher angebracht ist.
Da die Zeit drängt, fährt das Taxi schliesslich in Richtung Kinderspital. Nach dem Spitalbesuch das gleiche Bild: Wieder muss die Mutter das Heft selbst in die Hand nehmen und den Sitz selber installieren – beim gleichen Unternehmen aber einem anderen Fahrer.
Auch hier bleibt die Unsicherheit, ob das Kind richtig gesichert ist. Die Kundin sagt: «Bevor ich wieder ein Taxi für mich und mein Kind bestelle, kläre ich nächstes Mal zuerst alle anderen Möglichkeiten ab.»
Fahrer müssen die Installation von Kindersitzen nicht üben
Grégoire Allet, der Geschäftsführer von Taxi 444, zeigt sich ob des Falls erstaunt. Er habe das Gespräch mit den beiden Taxifahrern gesucht. Beide seien selber Väter und hätten in den letzten Monaten dutzende Kindersitze angebracht, erklärt Grégoire Allet auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von SRF 1. «Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass es diese Mal nicht geklappt hat», sagt Allet weiter.
Die Taxifahrer von Taxi 444 müssten keine Schulung zur Installation von Kindersitzen absolvieren, sie könnten sich aber jederzeit Informationen dazu einholen und die Montage in der Zentrale ausprobieren.
Dies liege auch im Eigeninteresse der Fahrer, fügt Grégoire Allet hinzu. Werde man von Kunden darauf aufmerksam gemacht, dass ein Fahrer Mühe habe, hole man ihn in die Zentrale und schule in entsprechend.
Aufpreis nicht für die Montage – sondern für den Umweg
Bei Fahrten mit Kindern, gerade ins Spital, seien viele Eltern nervös, versucht Grégoire Allet den Fall von Karfreitag nachzuvollziehen. Es könne sein, dass in der Angespanntheit die Situation anders wahrgenommen werde.
Dazu komme, dass viele Eltern es vorziehen würden, den Sitz selber zu installieren. Man prüfe nun jedoch die Anregung der betroffenen Frau, die Sitze bereits in der Zentrale zu installieren. Andere Zürcher Taxi-Unternehmen handhaben dies bereits so. Man habe bisher darauf verzichtet, weil oft unklar sei, wo die Eltern den Sitz haben möchten.
Zum Vorwurf, dass Eltern neben dem Aufpreis auch noch die Arbeit des Taxifahrers übernehmen müssten, sagt Grégoire Allet: «Die 20 Franken sind nicht für die Montage des Sitzes, sondern es handelt sich um eine Entschädigung für die verlorene Zeit des Taxifahrers. Er muss ja den Kindersitz in der Zentrale abholen und wieder zurück bringen.»
Neben Zürcher verlangen lediglich Berner Taxiunternehmen einen Aufpreis für Kindersitze. Andere Städte verzichten auf eine zusätzliche Entschädigung und verweisen lediglich auf die möglicherweise längere Wartezeit.