Im Februar brannte das Chalet von Familie Inauen in Rüti. Stephan Inauen erinnert sich: «Mir gingen Schreckensbilder durch den Kopf. Ich befürchtete, dass das ganze Haus niederbrennt, bis auf die Grundmauern.» Inauens hatten jedoch Glück im Unglück: Nur der Dachstock ist ausgebrannt.
Dort war auch S.E., ein Pflegekind der Inauens untergebracht. Sie bewohnte vorübergehend eines der beiden Dachzimmer: «In meinem Zimmer war alles zerstört. Es war ein riesiger Trümmerhaufen.» S. E. stand da mit den Kleidern, die sie am Leib trug und ihrer Handtasche.
Forum
Zweite Versicherung vergessen
Sie hatte besonderes Pech: Wenige Tage vor dem Brand war sie Hals über Kopf mit ihrem ganzen Hab und Gut ins Dachzimmer ihrer Pflegeeltern gezogen. Nur vorübergehend. Denn sie musste ihre alte Wohnung kurzfristig verlassen. Durch den Brand hat sie alles verloren.
Für solche Fälle hat man eine Hausratversicherung. S.E. füllte das Schadensformular der Mobiliar aus. Kreuzt an, dass für den Schaden keine anderen Versicherungen bestehen. Was sie nicht bedenkt: es ist eine zweite Versicherung involviert. Diejenige ihres Pflegevaters. Dieses Kreuz wird ihr zum Verhängnis.
Mobiliar verhandelt lange
Die Hausratversicherung von Pflegevater Stephan Inauen erledigt den Fall rasch. Doch das Hab und Gut von S.E. war in der Versicherungsdeckung nicht enthalten. Da sie nur vorübergehend im Haus ihrer Pflegeeltern wohnte.
Ihre Hausratversicherung, die Mobiliar, übernimmt den Schaden nicht. Sie stellt immer neue Fragen. Die Verhandlungen ziehen sich in die Länge.
Links
S.E. holt Hilfe beim Versicherungsfachmann Daniel Fritz. Erst er erfährt: Wegen dem Kreuz am falschen Ort unterstellt die Mobiliar S.E. unlautere Absichten.
Formular mit Experten ausfüllen
Fritz kritisiert die Mobiliar: «Beim Ausfüllen des Schadensformulars hätte ihr ein Versicherungsvertreter helfen müssen». Nun hat sie ein Kreuz am falschen Ort gesetzt und die Mobiliar bezahlt nicht, weil sie vermutet, S.E. wolle von zwei verschiedenen Versicherungen kassieren.
Erst als sich sieben Monate später «Kassensturz» einschaltet, verspricht die Mobiliar, zu handeln. Direktionsmitglied Margrit Elbert rechtfertigt das Verhalten ihrer Mitarbeiter: «Es tönt wie ein einfacher Fall. Es hat aber viele Knackpunkte.»
Während Monaten abgewimmelt
So hätten die Versicherungsvertreter am Anfang nicht gewusst, dass eine andere Versicherung involviert ist. Die Schadenliste sei auf den Pflegevater ausgestellt, im Polizeirapport sei S.E. nicht als Geschädigte aufgeführt. «Da gab es Klärungsbedarf», erklärt Ebert im «Kassensturz».
Das sieht die Kundin anders: S.E. sagt, sie sei während Monaten abgewimmelt worden. Auf ihr Geld wartet sie noch immer.