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Versicherungen So frisst die Verwaltung unsere Pension

Milliarden von Franken geben die Pensionskassen jährlich allein für die Verwaltung ihrer Vermögen aus. Das schmälert die Renten der Versicherten. «Kassensturz» weist nach: Die Renten könnten fast zehn Prozent höher sein - wenn Pensionskassen mehr darauf achten würden, wem sie das Geld anvertrauen.

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Es ist ein diskretes Geschäft: Banker und Fondsmanager verdienen Milliarden mit Kommissionen aus Finanzprodukten. Pensionskassen investieren das Geld der Versicherten in Fonds und andere Anlagevehikel. Wie viel das kostet, wissen die Kassen nicht. 

Jährlich 3,9 Milliarden Franken

Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Sozialversicherungen brachte im Mai endlich Licht ins Dunkel: Die Pensionskassen-Verwaltung kostet pro Jahr insgesamt 5,6 Milliarden Franken. Allein die Vermögensverwaltung verschlingt 3,9 Milliarden.

Viel mehr als bisher bekannt. Pensionskassen-Spezialist Ueli Mettler von der Firma c-alm AG in St. Gallen hat die Studie verfasst. «Wir haben effektive Vermögensverwaltungs-Kosten gemessen, die viermal höher sind als das, was man in den Betriebsrechnungen sieht», sagt Mettler.

Teure Alternative Anlagen

Der Hauptgrund für diesen Unterschied ist gemäss Mettler, dass Gebühren und Kosten von Anlagefonds oder Beteiligungsgesellschaften in den Betriebsrechnungen der Pensionskassen nicht ausgewiesen seien.

Für Banker und Fondsmanagen sind Gebühren aus verschachtelte Dachfonds-Konstrukte wie zum Beispiel Hedge Fonds besonders lukrativ. In diese investieren viele Pensionskassen. Solche alternativen Anlagen sind teuer, ihre Kosten intransparent. 

Ein grosses Sparpotential

Die Studie zeigt: In alternative Anlagen wie Hedge Fonds sind 6,4 Prozent des Pensionskassenvermögens angelegt. Sie verursachen aber ein Drittel der gesamten Vermögensverwaltungskosten. Hier liegt gemäss Studie ein grosses Sparpotential: Verzichten Pensionskassen auf solche teure Anlagen und haben deshalb tiefere Kosten, erzielen sie eine höhere Nettorendite.

Gemäss Pensionskassenspezialist Ueli Mettler haben sich teure alternative Anlagen für die Pensionskassen und ihre Versicherten nicht ausbezahlt.

So viel kostet die Vermögensverwaltung

Vermögensverwaltungskosten in Prozent des Anlagevermögens
Legende: Vermögensverwaltungskosten in Prozent des Anlagevermögens SRF

Kassensturz will wissen, wie viel Pensionskassen für die Vermögensverwaltung wirklich ausgegeben. Verschiedene Kassen kennen aufgrund der Studie ihre wahren Kosten. Doch nicht alle wollen sie offen legen.

Selbst öffentliche Kassen wie die Pensionskasse der Stadt Zürich und des Kantons Thurgaus verschweigen ihre Kosten. Immerhin legen einige Kassen erstmals offen, wie hoch ihre effektiven Vermögensverwaltungskosten sind.

Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Kassen. Gemäss Studie liegen die effektiven Vermögensverwaltungskosten zwischen 0,15 und 1,86 Prozent des Anlagevermögens. Das heisst: Einige Kassen geben unnötig viel Geld aus und könnten Millionen sparen.

Weitere Beispiele von Vermögensverwaltungskosten
Legende: Weitere Beispiele von Vermögensverwaltungskosten SRF

Der Ökonom und ehemalige Preisüberwacher Rudolf Strahm kritisiert die Kosten der Vermögensverwaltung in der 2. Säule schon seit Jahren. «Banken oder Hedgefonds haben die Pensionskassen als Selbstbedienungsladen benützt.»

Hanspeter Konrad, Geschäftsführer des Pensionskassenverbands ASIP betont, dass die Kassen die Kosten ständig senken würden. Allein auf die Kosten zu schauen, genüge aber nicht. «Sie müssen auch dafür sorgen, dass ein möglichst hoher Ertrag erwirtschaftet wird.»

... und noch mehr Beispiele
Legende: ... und noch mehr Beispiele SRF

So erhöhen sich die Renten

Im Schnitt verursacht die Vermögensverwaltung pro Arbeitnehmer und Rentner Kosten von jährlich 848 Franken. Bei einer günstigen Kasse wie derjenigen des Bundes ist es nur die Hälfte: 423 Franken. Eine Berechnung des VZ Vermögenszentrum für Kassensturz zeigt: Senkt eine Kasse die Vermögensverwaltungskosten um 0,5 Prozent des Anlagevermögens, erhöht dies die künftigen Renten der Arbeitnehmer um fast zehn Prozent.

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