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Wie bitte?! – Unerhörte Preisunterschiede bei Hörgeräten
Aus Kassensturz vom 30.10.2018.
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Gesundheit Wie bitte?! Unerhörte Preisunterschiede bei Hörgeräten

Wer Preise von Hörgeräten vergleichen will, hat es schwer. Viele Hörakustiker machen ein Geheimnis daraus. «Kassensturz» liegen interne Preislisten vor. Sie zeigen, wo Betroffene Tausende von Franken sparen können.

«Ich habe fast 4000 Franken gespart! Das kann ich mir fast nicht vorstellen» sagt «Kassensturz»-Zuschauer Paul Brändli. Was ist passiert?

Anfang Jahr kaufte sich der 78-Jährige zwei neue Hörgeräte der Marke Phonak. Es ist mittlerweile sein drittes Paar. Sein langjähriger Akustiker in Thalwil offerierte ihm die zwei Geräte inklusive Anpassen und Einstellen für 7595 Franken. Das erschien ihm sehr teuer.

Preisunterschied: 89 Prozent

Er recherchierte im Internet und fand die genau gleichen Hörgeräte für 4022 Franken. Preisunterschied: 89 Prozent. Das günstigere Angebot machte das Fachgeschäft Audisana mit vier Filialen im Raum Zürich. Geschäftsführer Michael Ronner betont, sie würden mit tieferen Margen rechnen als die Konkurrenz. Man wolle zufriedene Kunden, Gewinnmaximierung stehe nicht im Vordergrund.

Die Offerte von über 7500 Franken
Legende: Paul Brändli sparte Tausende von Franken durch einen Preisvergleich. SRF

Schröpfen also einige Akustiker das Portemonnaie der älteren Leute wie beispielsweise Akustik Schweiz in Thalwil? Geschäftsführer Manfred Elsässer schreibt «Kassensturz»: «Endverkaufspreise setzen sich bei uns aus einem Preis für die Hardware, dem Hörsystem und dem Preis für die Dienstleistung der Anpassung und Nachbetreuung zusammen.» Die Kosten sämtlicher Anpass- und Nachbetreuungsarbeiten seien im Dienstleistungspaket unbegrenzt enthalten, betont Manfred Elsässer von Akustik Schweiz.

Viele Geschäfte sind bei Preisen intransparent

Eine «Kassensturz»-Stichprobe zeigt: Der Preis für exakt das gleiche Hörgerät variiert enorm. «Kassensturz» fragt verdeckt bei einem Dutzend Hörakustikern nach Preisen und Offerten. Wir interessieren uns für zwei häufig verkaufte Hörgeräte. Eines vom dänischen Hersteller Oticon und eines der Marke Signia.

Mann mit Hörgerät in den Händen
Legende: Enormer Preisunterschied bei diesem Hörgerät von Phonak. Ein Einzelfall? Nein, wie «Kassensturz»-Recherchen zeigen. SRF

Die Hälfte der angefragten Hörcenter schickt «Kassensturz» weder eine Offerte noch geben sie die Preise bekannt. Das sei unseriös lauten unisono deren Antworten. Zuvor brauche es eine umfangreiche Bedarfsanalyse und einen Hörtest. Dazu lade man zu einem kostenlosen Beratungstermin ein.

«Hohe Margen sind üblich»

Das sei eine bewusste Strategie einiger Hörakustiker, die häufig aufgehe, verrät ein Insider aus der Branche. Man locke die älteren Leute mit Gratistests in ihre Geschäfte, und biete ihnen ein Hörgerät zum Probetragen an. «Nur die wenigsten Kunden werden dann den Akustiker wechseln. Die Hemmschwelle Nein zu sagen, ist bei vielen älteren Leuten zu gross».

Hörgeräteberatung im Test

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Hörgeräteberatung im Test

«Kassensturz» hat Hörcenter auf Qualität, Beratung und Empfehlung geprüft. Fazit: Viele Gartisangebote sind teuer.

So sei das Geschäft mit Hörgeräten für einige Akustiker lukrativ: «In dieser Branche sind die Margen zum Teil sehr hoch. Je nach Hörgerät beträgt die Marge bis zu 100 Prozent» verrät der Insider gegenüber «Kassensturz».

Immerhin, einige Hörakustiker kommunizieren ihre Preise und stellen «Kassensturz» Offerten aus. Die Preisunterschiede sind markant:

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54 Prozent teurer: Preisvergleich Oticon-Hörgerät
Aus Kassensturz vom 30.10.2018.
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Erstes Beispiel: Das Hörgerät Oticon OPN1 miniRITE, ein häufig verkauftes Gerät. Das Paar gibt es am günstigsten bei Fielmann. Für 4754 Franken. Am teuersten ist das Oticon-Hörgerät bei Audibene. Hier kostet das Paar 7300 Franken. Das sind 54 Prozent mehr.

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57 Prozent mehr: Preisvergleich Signia Pure 312 5Nx
Aus Kassensturz vom 30.10.2018.
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Ein weiteres Preisbeispiel: Das Signia Pure 312 5Nx, ein häufig verkauftes Modell der Mittelklasse. Dieses ist ebenfalls am günstigsten bei Fielmann – das Paar à 3640 Franken. Am teuersten sind die beiden Hörgeräte wiederum bei Audibene 5700 Franken, 57 Prozent mehr.

Zum Preisvergleich sagt Audibene, man könne nicht nur den Gerätepreis berücksichtigen. Audibene wolle den besten Service anbieten. «Unsere Hörberater stehen dem Kunden telefonisch den ganzen Tag und über die ganze Zeit, die der Kunde das Hörgerät trägt, zur Verfügung.» Bei Umfragen zur Kundenzufriedenheit werde Audibene über dem Marktdurchschnitt bewertet.

Doch selbst wenn die Serviceleistung – also Anpassen und Einstellen eines Hörgerätes – miteinberechnet wird, gibt es immer noch grosse Preisunterschiede. Das zeigt das Beispiel des Hörgerätes von Signia. Bei Fielmann kostet das Paar inklusive Einstellen und Anpassen 5270 Franken. Bei Audibene 7200 Franken. Das sind immerhin noch 37 Prozent mehr. Fazit: Wenig Transparenz und unerhörte Preisunterschiede.

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Studiogespräch mit Christian Rutishauser vom VHS
Aus Kassensturz vom 30.10.2018.
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41 Kommentare

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  • Kommentar von Walter Matzler  (wmatz)
    Ich habe Hörgeräte die nicht mehr ganz zufriedenstellend gearbeitet haben. Beim (grossspurigen) Fachgeschäft wo ich sie gekauft habe, musste ich für neue Einstellungen Fr. 100 bezahlen bei unbefriedigendem Ergebnis. Man könne meine Geräte nicht besser einstellen, ich hätte neue erwerben sollen. Bin zu Fielmann in Baden gegangen. Dort wurden die Geräte inkl. Audiogramm gratis neu eingestellt mit sehr gutem Ergebnis. Meine Empfehlung.
  • Kommentar von Markus Keller  (markelfirst)
    An HSK. Entschuldigen Sie das ich erst jetzt Antworten kann. Die Hörgeräte sind: Cofoe D-C-C1LS. Mitgeliefert: Div. Gummimuscheln für sofortige Verwendung, 2 Stück uv-härtbare Formasse mit 30 seitiger Gebrauchsanweisung für Hörgangabdruck, diverses Klein- und Reinigungsmaterial. Ich arbeite für ein Laborausrüster von daher konnte ich diverse Abklärungen im Vorfeld tätigen. Die fertigen Höraufsätze sind wieder unterwegs zu mir.
  • Kommentar von Valentin Schüpfer  (optics)
    Die Sozialversicherungen haben den Kampf gegen die unverschämten Hörgerätepreise schon seit Jahren aufgegeben. Der Kassensturz hat schon früh festgestellt, dass die Herstellungskosten für ein Hörgerät weniger als Fr. 50.-ausmacht. Das Bundesamt für Sozialversicherungen verlangte in der Folge, dass die Akustiker massiv mit den Preisen nachlassen. Trotzdem hat z.B. die IV ihren Kostenanteil bis zu 80% gesenkt und so erhält der Hörgeschädigte an seine Geräte nur noch Fr. 1'700.-
    1. Antwort von selbstständiger Akustiker  (HSK)
      Guten Tag Herr Schüpfer
      Der Preis der Hörgeräte setzt sich allerdings nicht nur aus der Herstellungskosten zusammen, sondern auch aus der Entwicklung, Forschung und Transportkosten. Wenn Ihre These greifbar wäre, dann würden Autos, Handys sowie viele weitere elektronischen Geräte auch nur ein Bruchteil kosten. Wieso sind unsere medizinal Kosten so hoch? Entwicklung, Forschung und qualifiziertes Personal - dieses Leistungen müssen auch finanziert werden.