Seit gut zwei Jahrzehnten gibt es in den Niederlanden ein Sicherheits-Gütesiegel für Wohnungen («Politiekeurmerk Veilig Wonen», kurz PKVW). Die Chance, dass Diebe in eine Unterkunft mit Gütesiegel einbrechen, ist 50 bis 90 Prozent kleiner als bei einem herkömmlichen Domizil. Wenig überraschend die wichtigste Erkenntnis der Polizei: Gute Schlösser, dicke Türen und Fenster halten Einbrecher am besten von ihrem Handwerk ab.
Bewusstsein muss weiter gefördert werden
Allerdings: auch die dickste Türe mit einem ausgeklügelten Dreipunkte-Schloss nützt nichts, wenn sie nicht ordentlich mit dem Schlüssel zugeschlossen wird. Dann kann ein Dieb sie ganz einfach mit einem Plastikkärtchen öffnen. Und obwohl dies bekannt ist, ziehen noch immer viele Bewohnerinnen und Bewohner ihre Tür einfach zu – und vergessen sie abzuschliessen. Für Anita Hohensteijn ist es eine Frage der Umerziehung. Die Sicherheitskoordinatorin im Amsterdamer Stadtteil Oost versucht, den Menschen immer wieder klar zu machen, was sie riskieren, wenn sie den Schlüssel im Schloss nicht umdrehen.
Auch Umgebung ist gesichert
Wenn in den Niederlanden neue Siedlungen gebaut werden, gehört es heutzutage praktisch zum Standard, dass der Architekt zuerst seine Pläne bezüglich der Sicherheitsaspekte von der Polizei überprüfen und nach Fertigstellung des Baus nochmals kontrollieren lässt.
Dabei geht es nicht nur um den Wohnbereich, sondern auch um die Umgebung. Bei Altbauten konnten Fremde früher ungehindert in die Gartenabteile eindringen. Inzwischen werden diese mit Eisenzäunen abgeschlossen. Wer also sein Fahrrad im Schopf hinter dem Haus abstellen will, benötigt einen Schlüssel für den gemeinsamen Zaun.
Finanzen stehen Sicherheit im Weg
Service:
Wohnungseinbrüche haben bei der niederländischen Polizei eine hohe Priorität. Deshalb wird grosser Wert auf das Sicherheits-Gütesiegel gelegt. Bei den meisten Neubauten gehört das Gütesiegel inzwischen fast zum Standard, und alte Gebäude werden nachgerüstet. Dies allerdings viel langsamer, als sich das die Regierung in Den Haag wünscht.
Wegen der prekären Finanzlage zögern viele Wohnungseigentümer und Genossenschaften, mehr Geld für die Sicherheit auszugeben. Insgesamt wurden bisher 630'000 Wohnungen mit dem polizeilichen Gütesiegel ausgerüstet.