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Bauherren Familie
Legende: SRF

Wohnen Hausbau: Wie ein Unternehmer Familien ruiniert

Das ist der Albtraum für jeden Hauskäufer: Sein Geld ist aufgebraucht, aber das neue Heim nicht fertiggebaut. So ergeht es vielen Familien. Ein Bauunternehmer treibt sie in den Ruin. Schon seit Jahren. Doch Behörden und Banken schauen zu. «Kassensturz» zeigt unglaubliche Fälle.

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Er verdient sein Geld mit ehrlicher Arbeit: Mehmet Kurnazcan, Schweisser in einer Maschinenbaufabrik und Vater von zwei Kindern. Seit ein paar Jahren ist er Hausbesitzer – ein langersehnter Traum. In Frauenfeld hat Familie Kurnazcan gebaut, doch der Traum vom Eigenheim endete für die Familie in einer Katastrophe.

Einzug in Rohbau

Ihr Verhängnis: Sie vertrauten einem Generalunternehmer. Er kassierte das Geld, baute aber nicht fertig. «Wir sind in einen Rohbau eingezogen», erzählt Mehmet Kurnazcan. Das Haus war unfertig, obwohl der Bauunternehmer 370'000 Franken erhalten hatte, mehr als die vereinbarte Bausumme. Um das Haus fertig zu bauen, brauchte die Familie zusätzliches Geld. Geld, das sie nicht hatte. Sie machte 170'000 Franken Schulden, bei den Eltern und mit Kleinkrediten bei Banken.

Schuld an den Problemen ist die Generalunternehmung «Trend Haus 2000». Hinter der Firma steht der deutsche Unternehmer Siegfried Hellbrück. Die Firma wurde mittlerweile zwangsweise aufgelöst. Als Generalunternehmer wählte Hellbrück die Handwerker aus und hätte diese aus dem Baukredit von Familie Kurnazcan bezahlen sollen.

«Hellbrück hat die Gelder kassiert, aber die Handwerker nicht bezahlt. Jetzt muss ich für das auch noch büssen», beklagt sich Kurnazcan. Ein Beispiel: Die Firma Röthlin lieferte Fenster für mehrere Häuser, die Hellbrück baute, sah aber kein Geld. Als Niklaus Röthlin bei Generalunternehmer Hellbrück nachfragte, behauptete dieser: die Bauherren – darunter auch die Familie Kurnazcan – hätten nicht bezahlt.

Differenz eingesackt

Niklaus Röthlin fuhr noch am selben Abend nach Frauenfeld, um bei den Bauherren vorzusprechen. Zu seinem Erstaunen hätten diese ihm Bankbelege gezeigt, wo das dreifache oder vierfache des tatsächlichen Betrags an Siegfried Hellbrück überwiesen worden war – noch vor der Lieferung der Fenster auf die Baustelle.

So lief das üble Spiel: «Trend Haus 2000» stellte Kurnazcan mehrmals Rechnung für Fenster, insgesamt 36'000 Franken. Kurnazcan bezahlte diese Summe per Zahlungsauftrag an die «Trend Haus 2000» von Hellbrück. Doch Fensterbauer Röthlin verlangte tatsächlich nur 9300 Franken. Das heisst: Familie Kurnazcan zahlte Hellbrück für die Fenster fast das Vierfache. Die Differenz sackte Hellbrück ein.

In einer Villa in Egnach am Bodensee wohnt Siegfried Hellbrück. «Kassensturz» konfrontiert den Bauunternehmer mit den schweren Vorwürfen. Hellbrück redet sich heraus. Immer sind andere Schuld. Er sei nicht verantwortlich für die Probleme von Familie Kurnazcan. Er behauptet: Die Mehrkosten seien wegen Zusatzwünschen der Familie entstanden. Die Familie sei bei der Finanzierung schlecht beraten gewesen.

Hellbrück rechtfertigt sich weiter: «Wenn wir laut Zahlungsvertrag 20'000 Franken abrufen, und 8'000 davon sind Fenster, dann sind das 12'000 Franken, die auch Gewinn enthalten.» Aus diesen Gewinnanteilen würden auch Kosten der «Trend Haus 2000» bezahlt.

Mehrere Strafanzeigen

Tatsache ist: Hellbrück hat Zahlungen an Handwerker gar nicht weitergeleitet. Walter Ackermann wartet immer noch auf sein Geld. Seine Firma lieferte im Auftrag von Hellbrück eine Heizungsanlage und einen Kamin ins Haus von Familie Kurnazcan. Hellbrück kassierte dafür von Kurnazcan 22'500 Franken. Dieses Geld hat Ackermann nie erhalten.

Hellbrücks Machenschaften waren mehrmals Thema in der Zeitschrift Beobachter. Wo Hellbrück baut, gibt es meist Ärger. Beispielsweise in Giebenach (BL). Dort baute Hellbrück zusammen mit dem Architekten Thomas Hinrichs, über den die Verträge laufen. Gemeinsam betreiben sie eine neue Firma, die «Trend Haus nach Mass».

Die Bewohner leben immer noch auf einer Baustelle, obwohl sie zum Teil schon vor eineinhalb Jahren eingezogen sind. Ungesicherte Balkone, undichte Stellen – überall sind Baumängel zu sehen. In der Garage löchriger Beton, mangelhafte Abdichtungen. 10 von 14 Eigentümern in Giebenach haben Strafanzeige gegen Hellbrück eingereicht.

Anklage erhoben

Die selben Vorwürfe, die selben Ausreden: Hellbrück gibt einem ehemaliger Vertragspartner die Schuld an der Misere. Er selbst sei in Giebenach nur für den Rohbau zuständig. Die Bauherren hätten ihn daran gehindert, fertig zu bauen. Die massive Kritik an seiner Arbeit spielt er herunter. «Jedem Bauherr ist bekannt, dass wir ein sehr kleines Unternehmen sind. Es gibt immer mal Probleme im Bau, denn es geht um Handwerk. Wir haben ebenfalls Fehler gemacht, da muss man einfach drüber reden, das ist so. Subunternehmer, die 30 Jahre tätig sind, machten auch Fehler.»

Lange haben die Thurgauer Strafverfolgungsbehörden dem Treiben Hellbrücks zugeschaut, schon seit 2003 laufen Strafanzeigen. Jetzt endlich tut sich etwas. Der Thurgauer Staatsanwalt Riquet Heller will Hellbrück hinter Gitter bringen: «Es trifft zu, dass ich diese Woche am Bezirksgericht in Arbon eine Anklage deponiert habe gegen Herrn Hellbrück wegen gewerbsmässigen Betrugs oder allenfalls wegen mehrfacher Veruntreuung. Die Sanktion, die ich dafür beantragt habe, ist 30 Monate Freiheitsstrafe oder allenfalls 20 Monate Freiheitsstrafe. Wohlverstanden, es handelt sich dabei um eine blosse Anklageschrift und nicht um eine Verurteilung von Herrn Hellbrück.»

Zwangsversteigerung

Das kommt für Familie Kurnazcan zu spät. Die Familie muss ihr Haus nächsten Monat verlassen. Die Bank lässt die Liegenschaft zwangsversteigern. Der Grund: Die Familie hat wegen der Machenschaften von Hellbrück zu viele Schulden. Die Bank weigert sich, den Baukredit in eine Hypothek umzuwandeln. Die Familie hat auch keine andere Bank gefunden, die eine Hypothek gibt. Kurnazcans Bank, die Crédit Agricole Financements, bleibt auch nach Intervention von «Kassensturz» hart.

Am 24. April wird das Haus von Familie Kurnazcan zwangsversteigert. Eine Wohnung hat die Familie noch nicht gefunden, weil sie zu viele Schulden hat. Siegfried Hellbrück sagt, der Wert des Hauses von Familie Kurnazcan entspreche, auch wenn es nicht fertiggebaut wurde, den geleisteten Zahlungen. Ob das Gericht es auch so sieht, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Und zur Überbauung in Giebenach sagen die Herren Hellbrück und Hinrichs, offene Zahlungen an die Handwerker seien mit der Schlussabrechnung der betreffenden Bauherren als Gutschrift erstattet worden.

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