Wie die meisten Mieterinnen und Mieter hat auch «Espresso»-Hörerin Ingrid Möstl eine Mietkaution hinterlegt. Diese ist bei der Clientis Sparcassa 1816 in Wädenswil deponiert. Bis anhin war sie ganz zufrieden damit. Pünktlich Ende Jahr kam jeweils ein Kontoauszug, auf dem auch die erzielten Zinsen – nämlich 0,2 Prozent – aufgeführt waren.
Kürzlich, bei einem Besuch in der Bankfiliale Wädenswil, entdeckte die Mieterin dann aber etwas Unerfreuliches: Auf einem Konditionen-Prospekt der Bank Clientis Wädenswil stand, dass Mietkautions-Konten zinslos seien.
Ingrid Möstl war verunsichert und erkundigte sich bei der Bank. Und tatsächlich: Die Dame am Telefon erklärte ihr, dass die Bank seit dem 15. April keine Zinsen mehr auf diese Art von Konto gewähre.
Ingrid Möstl kann es nicht fassen: «Ich empfinde es als eine bodenlose Unverschämtheit, dass wir gezwungen werden, einer Bank zinslose Darlehen gewähren zu müssen! Ja nicht einmal die früheren Zinsgutschriften können abgehoben werden.» Was sie zudem ärgerte: Die Herabsetzung des Zinses erfolgte ohne jegliche Information seitens der Bank.
Ein Kautionskonto ohne Zinsen gibt es nicht
Ein Mietzinsdepot ohne Zinsen: Ist das rechtlich möglich? «Espresso» erkundigte sich beim Mieterinnen- und Mieterverband Zürich. Geschäftsleiterin Felicitas Huggenberger erstaunte diese Anfrage, denn für sie ist der Fall klar: «Das ist nicht vertretbar.
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Laut Gesetz muss eine Mieterkaution auf einem Sparkonto bei einer Bank angelegt sein. Und unter einem Sparkonto versteht man ganz klar, dass dieses zum Sparen angelegt wird und deshalb auch Zinsen anfallen müssen.» Ausserdem könne der Mieter frei über die Zinsen verfügen und diese jährlich verlangen.
Zwar sperren einige Banken die Zinsen, doch laut Felicitas Huggenberger kann der Mieter sagen, dass er das nicht will. Reagiert die Bank nicht oder möchte der Vermieter die Bank nicht wechseln, dann müsse der Vermieter die Zinsen an den Mieter bezahlen.
Hans Gerber, Bankleiter der Clientis Sparcassa 1816, bestätigt die Änderung des Zinssatzes auf null Prozent und erklärt es so: «Mietkautionen sind sehr aufwändig im Handling.
Der Vertragsprozess ist aufwändig und nicht selten muss die Bank vermitteln, wenn unterschiedliche Interessen von Vermieter und Mieter aufeinander prallen.» Mag sein, dass die Bank in gewissen Fällen mehr Arbeit hat mit einem Mietzinsdepot. Nichtsdestotrotz ist eine Verzinsung von null Prozent nicht erlaubt.
Nachdem «Espresso» die Bank damit konfrontiert hatte, reagierte sie schliesslich. Hans Gerber meint: «Da ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben es nun rückwirkend auf den 15. April korrigiert. Wir verzinsen also unsere Mietkautionen ohne Unterbruch zu den marktüblichen Zinsen. Somit kommt niemand zu Schaden.»
Mieter kann ein Wechsel der Bank verlangen
Dass die Änderung ohne direkte Information an die Kunden erfolgte, findet der Bankleiter nicht schlimm: «Wie bei den Schweizer Banken heute üblich, werden Kunden über das Internet informiert und selbstverständlich auch am Schalter.» Ausserdem sehe der Kunde Ende Jahr auf dem Kontoauszug, welche Zinsen bezahlt wurden und zu welchen Zinssätzen.
Ingrid Möstl findet das nicht gerade kundenfreundlich. Sie überlegt sich deshalb, ihre Mietkaution auf eine andere Bank zu verschieben. Laut Felicitas Huggenberger ist das grundsätzlich möglich. Zwar bestimmt in der Regel der Vermieter, bei welcher Bank das Mietzinsdepot hinterlegt wird, allerdings können sich Mieter wehren, wenn sich für sie – wie in diesem Fall – einen Nachteil ergibt: «Der Mieter kann den Vermieter bitten, die Bank zu wechseln. Geht dieser nicht darauf ein, kann der Mieter Schadenersatz verlangen für die nicht erhaltenen Zinsen.»
Weitere wichtige Informationen zum Thema Mietkaution finden Sie in der grauen Service-Box.