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Wohnen Wie Finger zum Hausschlüssel werden

Nie mehr den Hausschlüssel suchen. Immer mehr Menschen sichern ihr Haus mit einem biometrischen Zugangssystem und öffnen ihre Haustür mittels Fingerscanner. In einem modernen Einfamilienhaus in einem Dorf im Kanton Aargau lebt eine fünfköpfige Familie seit zwei Jahren ohne Schlüsselbund.

Die Mutter Eva will ohne ihren Nachnamen auftreten, schliesslich gewährt sie «Espresso» einen Blick auf das Sicherheitssystem ihres Hauses - auch eine Art von Intimsphäre.

Als ihr Mann bei der Planung die Idee hatte, die Türen mit einem solchen Finger-Scanning-System auszustatten, habe sie grundsätzlich offen reagiert: «Ich bin solchen technischen Neuerungen nicht abgeneigt, allerdings habe ich darauf bestanden, dass mindestens eine Türe doch noch ein konventionelles Schloss mit Schlüssel hat. Für alle Fälle!»

Seit zwei Jahren nun benützen sie und ihr Mann ihre Finger zum Aufschliessen der Haustüre. Die Haustür besitzt weder Schloss noch Türfalle. In die Hauswand oberhalb der Türglocke ist eine Art Kubus, ein eckiges Loch eingelassen.

Der Finger-Scanner bietet genug Platz für einen Finger, um diesen auf das Lesegerät zu legen und langsam Richtung Körper zu ziehen.

Der Fachmann empfiehlt ein Notfallschloss

Der Kundenberater der Firma Feller in Horgen (ZH), Stefan Kyburz, rät immer zu einem Notfallschloss: «Kommt es beispielsweise zu einem Stromausfall, oder wird ein Fingerscanner mutwillig zerstört, gibt es immer noch eine Lösung, wie man sein Haus betreten kann.»

Seit fünf Jahren vertreibt die Firma Feller diese biometrischen Zugangssysteme, und das mit zunehmendem Absatz: «Letztes Jahr haben wir 1400 Systeme verbaut, das sind etwa 20 Prozent mehr als noch im Jahr 2011». Die meisten Fingerscanner wurden in Einfamilienhäuser eingebaut.

Voraussetzung: Warme, saubere Finger

In den letzten zwei Jahren ist die Familie von Eva immer per Fingerscanner ins Haus gekommen. Im Winter empfehle es sich allerdings, die Finger etwas anzuwärmen, erzählt Eva: «Kurz anhauchen oder in die Hosentasche stecken, sonst funktioniert der Fingerscanner nicht. Oder nach der Arbeit im Garten muss ich mindestens den Finger einigermassen gut reinigen, sonst reagiert das System nicht.»

Dass das System sensibel ist, sei natürlich Absicht, sagt Fachmann Stefan Kyburz: «Sobald ein Finger kalt ist, fragt sich das System, ob an diesem Finger auch ein lebender Mensch dran ist. Das tönt jetzt etwas morbid, ist aber tatsächlich ein Sicherheitsaspekt im System.» Ihm sei allerdings kein einziger Fall bekannt, in dem mit einem abgeschnittenen Finger eingebrochen wurde.

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Auch Putzhilfe oder Nachbarn haben Zugang

Bei dieser Art Anlagen für Einfamilienhäuser können bis zu 99 verschiedene Fingerabdrücke eingelesen und individuell freigeschaltet werden. So ist es auch möglich, den Fingerabdruck der Putzfrau für den immer gleichen Tag in der Woche freizuschalten, oder aber den Fingerabdruck der Nachbarn für den Zeitraum der Ferien freizuschalten.

Eva und ihre Familie hatten in den letzten zwei Jahren noch nie Probleme beim Aufschliessen ihres Hauses und mussten auch noch nie den Notfallschlüssel zur Hand nehmen. Evas Bilanz: «Ich würde es wieder tun, es ist enorm praktisch.»

Billige Varianten sind weniger sicher

Wer sich ein biometrisches Zugangssystem zulegen will, müsse für drei Zugänge rund 3500 Franken rechnen, erklärt der Kundenberater der Firma Feller, Stefan Kyburz. Dazu gehören die Lesegeräte, und die Steuerung, verbunden durch Stromkabel.

Auf Anfrage des SRF 1- Konsumentenmagazins «Espresso» erklärt ein Einbruchsexperte der Kantonspolizei (SG), dass dazu noch gute Türen gerechnet werden müssten. Diese müssten mit guten Schliessmechanismen ausgestattet sein. Vor billigeren Varianten von Fingercsannern warnt er, diese seien leicht zu knacken.

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