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Beissen Schweizer Schlangen, geht es nur selten um Leben und Tod
Aus Puls vom 03.10.2011.
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Was tun bei einem Giftschlangenbiss?

Aspisviper und Kreuzotter: Von Vertretern der beiden einheimischen Giftschlangenarten werden pro Jahr um die 30 Personen gebissen, vornehmlich Wanderer und Kletterer.

Der Biss einer Aspisviper oder Kreuzotter ist kein Todesurteil. Es zählt auch nicht jede Sekunde. Die medizinische Versorgung ist hierzulande so gut, dass seit 1961 nur ein einziger tödlicher Unfall verzeichnet ist, der zumindest teilweise auf den Biss einer Aspisviper zurückzuführen war.

Schlangenbisse sind dennoch keine Lappalie. Für Kinder, ältere Menschen, Menschen mit einer bereits bestehenden Erkrankung sowie Menschen mit einer Allergie auf Bienen- oder Wespengift können sie durchaus gefährlich sein. Hier besteht ein erhöhtes Risiko für einen schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Kollaps. Allergiker könnten zudem einen anaphylaktischen Schock erleiden.

Wer aber in guter körperlicher Verfassung ist, merkt vom Biss im besten Fall gar nichts – hat im schlechteren Fall aber immer noch genügend Zeit, einen Arzt aufzusuchen.

Die Menge macht's

Nicht bei jedem Biss gibt die Giftschlange auch tatsächlich Gift ab. Sie unterscheidet nämlich zwischen einem Beutebiss, bei dem das Opfer tatsächlich getötet werden soll, und einem Verteidigungsbiss. Nur beim Beutebiss wird die volle Ladung Gift abgegeben. Und ganz selten auch dann, wenn eine Schlange arg in Bedrängnis ist – sich zum Beispiel jemand aus Versehen auf sie abstützt und sie dadurch massiv quetscht. Die Grösse der Schlange sagt übrigens nichts über ihre Giftigkeit aus: Neugeborene Tiere sind nämlich bereits genau so giftig wie ausgewachsene Schlangen.

Das Gift der Vipern wirkt als Herz-Kreislauf-Gift und hat ausserdem eine gewebezerstörende Wirkung. Im Vergiftungsfall bildet sich nach etwa einer halben Stunde eine oft starke Schwellung und Rötung um die Bissstelle. Weitere mögliche Symptome reichen dann von Übelkeit und Erbrechen über Schwindelgefühl, kalten Schweiss, Herzrasen und Krämpfe bis hin zu Atemnot.

Ruhe bewahren

Auch bei einem Giftschlangenbiss gilt: Panik ist ein schlechter Ratgeber. «Wichtig ist, dass man einen geschützten Ort aufsucht, am besten im Schatten, genügend trinkt und dass sich Paniksymptome nicht mit den Symptomen des Schlangenbisses vermischen», weiss Notfallmediziner Aris Exadaktylos vom Inselspital in Bern. Wer den Kreislauf unnötig belastet, verteilt das Gift automatisch schneller im ganzen Körper.

Nicht aussaugen, sondern ruhig stellen

An der gebissenen Extremität – in der Schweiz ist meistens die Hand betroffen – unbedingt Ringe und Uhren entfernen. Die Bissstelle kann in den ersten Stunden stark anschwellen und auch starke Schmerzen verursachen. Und auch wenn man’s in Film und Fernsehen immer wieder zu sehen bekommt: Die Wunde auf keinen Fall aufschneiden, abbinden oder aussaugen. Bleibt das Gift durch Abbinden an Ort und Stelle, kann mehr Gewebe geschädigt werden. Und beim Aussaugen kann Gift über die Mundschleimhaut schneller in den Körper gelangen und so verteilt werden. Der Notfall-Spezialisten weiss, was man tun kann: «Man sollte die gebissene Extremität auf jeden Fall mit einem Tuch oder einem Stock ruhig stellen und möglichst nicht mehr bewegen.»

Wer in nützlicher Frist einen Arzt aufsuchen kann, soll das tun. Exadaktylos: «Wir empfehlen, kein Risiko einzugehen. Vor allem, wenn man in unwegsamem Gelände unterwegs ist und allenfalls einen bösen Sturz riskiert oder zu einer Risikogruppe gehört, sollte man über Telefon 144 oder die REGA Hilfe organisieren.»

Schlangenserum nicht immer nötig

Ein Gebissener wird im Normalfall vom Arzt mindestens 24 Stunden überwacht. Stimmen die Kreislaufwerte wie Blutdruck, Puls und Sauerstoffsättigung müssen keine medizinischen Massnahmen ergriffen werden. Bei einem schwachen Kreislauf-Kollaps kann zum Beispiel Adrenalin (ein gängiges Notfallmedikament) verabreicht werden. Nur bei einem starken Kreislauf-Kollaps ist die Gabe von Schlangenserum nötig.

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