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Wechseljahrbeschwerden – Keine Frage der Hormone?

Zwei von drei Frauen leiden mehr oder weniger stark in den Wechseljahren. Hitzewallungen sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Eine Studie will nun zeigen, dass fast alle diese Symptome nichts mit den hormonellen Umstellungen dieses Lebensabschnitts zu tun haben.

All die typischen Wechseljahrbeschwerden wie Herzrasen, Muskelschmerzen, sexuelle Probleme aber auch Depressionen – sie seien gar nicht durch die Wechseljahre ausgelöst. «Hitzewallungen und Schweissausbrüche sind die einzigen Symptome, die tatsächlich mit den Wechseljahren zusammenhängen» sagt Kerstin Weidner.

Audio
Radio SRF1, 19.5.2015: Wechseljahrsbeschwerden
04:22 min
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 22 Sekunden.

Sie ist Professorin für Psychotherapie an der Universitätsklinik in Dresden. Für ihre Studie, die sich im Wesentlichen mit den Ergebnissen einer Untersuchung von 2012 deckt, hat sie rund 1400 Frauen im Alter zwischen 14 und 95 Jahren befragt. Dafür wurde der Fragebogen «Menopause Rating Scale» verwendet, der bei der ärztlichen Abklärung von Wechseljahrbeschwerden zum Einsatz kommt.

Dabei zeigte sich, dass in jedem Alter ein gewisser Anteil von Frauen beispielsweise an Gelenk- und Muskelbeschwerden leidet – einem von elf klassischen Symptomen, die im Wechseljahr-Fragebogen thematisiert werden. Bei den jüngeren sind es entsprechend nur wenige, aber mit zunehmendem Alter werden es immer mehr.

Im Widerspruch zu grossen US-Studien

Die hormonelle Veränderung in den Wechseljahren, die Abnahme der Östrogenproduktion, sei also keinesfalls die einzige Ursache für die Beschwerden in den Wechseljahren, will Kerstin Weidner mit ihrer Studie zeigen.

Die Studie wird vom Endokrinologen Martin Birkhäuser als problematisch eingestuft, nicht zuletzt wegen der kleinen Teilnehmerzahl. Sie stehe im Widerspruch zu grösseren amerikanischen Forschungsarbeiten, bei denen nicht nur eine Momentaufnahme gemacht, sondern die gleichen Frauen über viele Jahre immer wieder befragt wurden.

Nicht alles ist hormonell bedingt

Diese grossen Studien stellten sehr wohl eine Zunahme der Beschwerden während der Wechseljahre fest und insbesondere nach den Wechseljahren eben auch wieder eine Abnahme.

Allerdings versucht man heute auch in der klinischen Behandlung von Wechseljahrbeschwerden, nicht einzig den Hormonhaushalt dafür verantwortlich zu machen. Es ist ein Alter in dem sehr vieles abläuft, so Birkhäuser. Umstellungen im Arbeitsleben, im Familienleben, Krankheiten aber auch der Tod von Freunden oder Verwandten hinterlassen ihre Spuren. All dies müsse angeschaut werden um den Frauen die richtige Therapie geben zu können.

Alternativen zur Hormontherapie

Rund ein Drittel aller Frauen in den Wechseljahren leidet unter starken Beschwerden und sucht deswegen einen Arzt auf. Mehr als die Hälfte von ihnen bekommt eine Hormontherapie verschrieben. Diese gilt als die effektivste Therapie, insbesondere bei Hitzewallungen und Schweissausbrüchen.

Es gibt aber auch verschiedene pflanzliche Alternativen, welche betroffene Frauen probieren können – und andere Massnahmen, ohne Medikamente. Martin Birkhäuser weiss, dass es nicht immer so einfach geht, aber das Vermeiden von Stresssituationen könne viel helfen. Wallungen seien stressabhängig. Zudem könne Kleidung im Zwiebelschalenprinzip helfen, also viele dünne Schichten, die bei Bedarf aus- oder angezogen werden können.

Übrigens: Ein Drittel der Frauen in den Wechseljahren gibt an, keine besonderen Beschwerden zu haben.

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