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High Heels – gut für den Rücken
Aus Puls vom 02.10.2017.
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High Heels - Für den Rücken besser als ihr Ruf?

Hohe Absätze gelten als schick, aber nicht gut für Füsse und Rücken. Aber was ist da wirklich dran?

Unzählige Studien haben es längst bestätigt: Absatzschuhe, vor allem High Heels mit Absatzhöhen ab zehn Zentimetern, schaden den Füssen, den Fussgelenken, der Achillessehne und auch den Knien.

Was aber ist mit dem Rücken? Fast 80 Prozent aller Frauen tragen Schuhe mit höherem Absatz, oder gar High Heels - und mehr als die Hälfte von ihnen klagt im Anschluss über Rückenbeschwerden. Auf der anderen Seite berichten andere Frauen genau das Gegenteil, nämlich von Linderung der Rückenbeschwerden. Was gilt nun? Wie schädlich sind hohe Absätze für die Wirbelsäule? Gibt es tatsächlich positive Effekte bei bestimmten Rückenproblemen? Und stimmt das Gerücht, dass hohe Absätze eine stärkere Krümmung der Wirbelsäule begünstigen, sie dauerhaft verändern und ein Hohlkreuz fördern?

Stöckeln für die Wissenschaft

Studienergebnisse eines Wissenschaftlerteams von der ETH Zürich geben eine Antwort darauf: Ein Team um Biomechaniker Silvio Lorenzetti von der ETH in Zürich hat untersucht, wie sich der Rücken und die Wirbelsäule mit unterschiedlich hohen Absätzen bewegen, wie sich das Gangbild, spezifisch vom Becken, und die Krümmung der Wirbelsäule während des Gehens mit hohen Schuhen verändert.

40 Frauen mit gesundem Rücken liefen dafür eine Art Labor-Catwalk entlang. Einmal barfuss, einmal mit High Heels. Mit 77 reflektierenden Messpunkten beklebt wurden sie von Infrarot-Kameras und einem dreidimensionalen Trackingsystem erfasst und lieferten so den Wissenschaftlern die nötigen Daten.

Absätze können den Rücken entlasten

Das Ergebnis: Im Vergleich zum Barfusslaufen wird die Lendenwirbelsäule mit High Heels signifikant weniger gekrümmt. «Wir konnten zeigen, dass sich die Wirbelsäule beim Tragen von hohen Absätzen in die Länge zieht. Die sogenannte Lordose im unteren Rückenbereich und die Kyphose im oberen Rückenbereich streckten sich, die Frauen gingen aufrechter», erklärt Silvio Lorenzetti.

Inès Kramers-de Quervain, Chefärztin der Rheumatologie in der Zürcher Schulthess Klinik, bestätigt das Ergebnis der Studie. Der Effekt sei folgender: «Wenn wir barfuss laufen, haben wir das Becken nach vorne gekippt und hinten ein stärkeres Hohlkreuz, dadurch steht das Gesäss ein bisschen mehr heraus. Wenn wir mit hohen Absätzen laufen, wird das Becken etwas aufgerichtet, das Hohlkreuz ist weniger ausgeprägt und das Gesäss wirkt flacher.»

Frauen in High Heels stehen aufrechter

Für Frauen ohne Rückenprobleme heisst das: Die Mär vom High Heel, der ein Hohlkreuz verursacht, kann man getrost vergessen. Sie können sich ihren gesunden Rücken nicht mit Absätzen kaputt machen. Die gute Nachricht für Frauen mit einem ausgeprägten Hohlkreuz: Sie können vom Effekt des Aufrichtens der Wirbelsäule sogar profitieren.

«Wenn eine Frau ein starkes Hohlkreuz hat», erklärt Inès Kramers-de Quervain, «wenn sie Facettengelenk-Beschwerden hat wegen eines starken Hohlkreuzes, dann kann sie effektiv eine Erleichterung erleben.»

Die schlechte Nachricht jedoch: All das macht den High Heel nach wie vor nicht zum Gesundheitsschuh.

Wer unter Bandscheibenvorfall leidet, sollte die Finger von hohen Absätzen lassen, da sich die Beschwerden verschlimmern können.

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