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Abrieb im künstlichen Gelenk - Partikel im natürlichen Gewebe
Aus Puls vom 12.03.2012.
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Verschleiss in Prothesen Abrieb im künstlichen Gelenk, Partikel im natürlichen Gewebe

Prothesen haben eine beschränkte Lebensdauer. Dies liegt auch daran, dass sie kleine Verschleisspartikel abgeben, den sogenannten Abrieb. Deshalb werden verschiedene Materialpaarungen eingesetzt – nicht immer mit Erfolg.

Der mechanische Abrieb ist eines der ungelösten Probleme von Prothesen. Ein Hüftgelenk wird im Jahr etwa eine Million Mal bewegt. Bei jeder dieser Bewegungen werden vom Kunstgelenk feine und feinste Partikel in den Körper abgegeben, der Abrieb.

Bei Prothesen mit einer Kunststoffpfanne im Becken sind dies vorwiegend feine Teile aus Polyethylen. Diese gelangen in das umliegende Gewebe und an den Knochen und können dort - über die Jahre - eine Entzündungsreaktion auslösen. Dies wiederum schwächt den Knochen. So kann sich die Prothese lockern und eine Revisionsoperation wird nötig. Meistens ist das nach 15, 20 Jahren, manchmal aber auch erst viel später der Fall.

In Schweizer Spitälern wird heute in der Regel ein speziell gehärtetes Polyethylen verwendet, das weniger Abrieb verursacht. Gegen 90 Prozent aller in der Schweiz implantierten Hüftprothesen sind das solche Hart-Weich-Paarungen, also ein Kopf aus Metall oder Keramik, der am Becken in einer Gelenkpfanne aus Kunststoff liegt.

Keramik als Alternative

Eine Alternative sind Prothesen mit Keramik-Kopf und -Pfanne. Diese neuere Materialkombination sorgt für weniger Abrieb. Zudem ist Keramik «inert», wird also vom Körper nicht als Fremdstoff erkannt. Keramik/Keramik-Prothesen sind allerdings teurer und auch etwas weniger lang erprobt. In seltenen Fällen kann es zudem zu Brüchen von Gelenkkopf oder Pfanne kommen. In der Schweiz sind derzeit (2012) rund zehn Prozent aller eingesetzten Hüftprothesen Keramik-Keramik-Paarungen, schätzt ein Marktkenner gegenüber «Puls».

Metall macht Schlagzeilen

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Neues Leben dank Hüftprothese
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Es gibt auch Prothesen, die Metall mit Metall paaren. Dies ist besonders bei den sogenannten Hüftkappen - auch Oberflächenersatz-Prothese genannt - der Fall. Ein grosser Vorteil der Hüftkappen ist, dass sie «knochensparend» eingesetzt werden können: Hüftkopf und Schenkelhals müssen nicht abgesägt werden und bleiben für eine spätere Revisionsoperation erhalten. In der Schweiz wird dieser Prothesentyp nur an einigen Kliniken eingesetzt, vor allem an jüngere, aktive Männer.

Hüftkappen erzeugen einen Metallabrieb, der im Blut nachzuweisen ist. Über die Folgen des Metallabriebs wird in der Fachwelt seit längerem heiss diskutiert. Für Schlagzeilen sorgte auch die ASR-Hüftkappe, die von der Herstellerfirma DePuy nach hohen Revisionsraten vom Markt genommen werden musste.

Materialwahl nur ein Faktor

In der Regel wählt der Orthopäde die jeweilige Materialkombination aus. Dies hängt auch davon ab, welche Typen am jeweiligen Spital als Standardprothesen verwendet werden. Die richtige Materialkombination ist nur ein Faktor für einen nachhaltigen Erfolg der Prothesenoperation. Wichtig ist auch die Routine des Chirurgen und seines Teams mit der jeweiligen Prothese und den dazu verfügbaren Operationsinstrumenten. Je präziser eine Prothese eingesetzt wird, desto besser und länger wird sie funktionieren.

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