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Sprunggelenksarthrose
Aus Puls vom 08.02.2016.
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Beweglich trotz versteiftem Sprunggelenk

Wenn Laufen so schmerzhaft wird, dass Bewegung im Alltag nur noch eingeschränkt möglich ist, kann eine Arthrose im oberen Sprunggelenk die Ursache sein – und eine Versteifung des Gelenks die Lösung. Sie ist besser als ihr Ruf: Mit verschraubten Sprunggelenk ist sogar Sport wieder eine Option.

Wer unter einer Arthrose im oberen Sprunggelenk leidet, ist in seinem Alltag eingeschränkt. Erreicht der Gelenkverschleiss das Endstadium, wird Bewegung so unangenehm, dass Schmerzmittel zum Dauerbegleiter werden. Schon kleinste Gehstrecken werden zum Albtraum, an sportliche Aktivitäten ist kaum mehr zu denken. Abhilfe schafft dann nur noch eine Operation. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: eine Versteifung durch Schrauben im Gelenk oder eine künstliche Prothese.

Schreckgespenst Versteifung

Vielfach reagieren Patienten ablehnend, wenn eine Versteifung Thema wird. Diese Erfahrung macht der Orthopäde Pascal Rippstein immer wieder. «Patienten stellen sich hinkende Menschen vor, die nicht mehr gerade laufen können. Teilweise haben sie gar Angst, nach einer Versteifung das Leben lang nur noch an Krücken gehen zu können», so Rippstein weiter. Doch dem sei nicht so.

Zwar kenne man solche Bilder von humpelnden Menschen nach einer Versteifung aus Geschichtsbüchern. Doch «Patienten mit einem versteiften oberen Sprunggelenk können trotz zwei bis vier Schrauben im Gelenk ihren Fuss fast normal bewegen. Denn die angrenzenden Gelenke sind davon nicht betroffen, ihre Beweglichkeit bleibt erhalten», sagt Pascal Rippstein. «Eine Streckung und eine Beugung sowie alle Drehbewegungen sind deshalb weiterhin möglich.»

Zwar sei die Beweglichkeit minimal eingeschränkt. Auf das Gehen, Autofahren, Joggen oder Wandern habe das aber kaum Einfluss, so Rippstein. Um Patienten die Angst vor einer Versteifung zu nehmen, ermöglicht er seinen Patienten ein Treffen mit bereits erfolgreich behandelten Patienten. Danach sei die Skepsis dann meist verflogen.

Versteifung vs. künstliche Prothese

Sport mit Gelenksprothese

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Günstige Sportarten mit Sprunggelenksprothese:

  • Langlauf
  • Schwimmen
  • Radfahren
  • Wandern

Ungünstige Sportarten:

  • Jogging
  • Fussball
  • Tennis
  • Kampfsport
  • Skiabfahrt

Weltweit werden deutlich mehr obere Sprunggelenke versteift als künstliche Sprunggelenksprothesen eingesetzt. «Dies hängt damit zusammen, dass Versteifungen am oberen Sprunggelenk sehr gut machbar sind und – wenn die Operation gelingt – ein gutes Resultat bringen», sagt der Orthopäde Norman Espinosa. Zudem hat die Versteifung gegenüber der Prothese einen grossen Vorteil: Die Prothese lockert sich im Laufe der Jahre und muss im Durchschnitt alle 10 bis 15 Jahre ersetzt werden, was wieder eine Operation erfordert. Deshalb wird vor allem bei jüngeren Patienten tendenziell eher versteift.

Vorteil der Prothese ist dagegen, dass Patienten mit einem künstlichen Sprunggelenk keinen Verlust ihrer Beweglichkeit haben. Deshalb setzt man vor allem bei Personen, die ihre volle Beweglichkeit am Sprunggelenk brauchen wie beispielsweise Dachdecker, eher auf Prothesen. «Da es keine Faustregel gibt, welcher Patient besser für eine Prothese oder eine Versteifung geeignet ist, entscheidet man individuell. Dabei achte ich auf das Alter, die sportliche Aktivität und den Zustand des Sprunggelenks des Patienten. Dann wird gemeinsam nach einer Lösung gesucht», erklärt Norman Espinosa.

In der Schweiz wurden laut Bundesamt für Statistik im Jahr 2014 knapp 500 Versteifungen durchgeführt. Im Gegensatz dazu wurden knapp 200 Prothesen eingesetzt. Betrachtet man die Zahlen der letzten fünf Jahre, stellt man fest, dass die Anzahl der Sprunggelenksprothesen etwas rückläufig ist. Ein Faktor dafür könnten die höheren Krankenkassenkosten sein, denn in der Schweiz muss die Grundversicherung den Eingriff bezahlen. Während eine Sprunggelenksprothese etwa 23'000 Franken kostet, schlägt die Versteifung mit rund 10'000 Franken weniger zu Buche.

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