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Neue Behandlungsmethode löst unbewegliche Finger
Aus Puls vom 16.04.2012.
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Dupuytrensche Krankheit - Neue Therapie heilt versteifte Finger

Es beginnt meist mit Knötchen in der Handinnenfläche. Im Laufe der Jahre bilden sich jedoch verhärtete Gewebestränge. Sie führen dazu, dass sich betroffene Finger nicht mehr ausstrecken lassen. Meist fällt erst dann die Diagnose: Morbus Dubuytren.

Jedes Jahr erkranken in der Schweiz 100'000 bis 150'000 Menschen an Morbus Dupuytren. Die Krankheit trifft vor allem Menschen ab 50 – Männer ungefähr fünf Mal so häufig wie Frauen. Die ersten Knötchen in der Handinnenfläche sind wenig alarmierend, sie sehen wie Schwielen aus. Doch im Laufe der Jahre entwickeln sie sich zu tastbaren, knotigen oder stranghaften Verhärtungen. Einzelne Finger krümmen sich immer stärker, bis sie sich schliesslich nicht mehr strecken lassen. Meist gehen Betroffene erst zum Arzt, wenn sie Einschränkungen im Alltag verspüren, denn Morbus Dupuytren verläuft schmerzfrei.

Die Erfahrung zeigt: Konservative Methoden wie Massagen, Salben oder Gymnastik bewirken nichts. Bislang war die häufigste Behandlung eine Operation. Unter Teilnarkose entfernten Handchirurgen das gesamte krankhafte Bindegewebe. Dabei ist Vorsicht geboten: Hauptkomplikationen sind Verletzungen von Nerven oder Gefässen, die zu Durchblutungsstörungen der Finger führen können. Bei Erstoperationen ist diese Gefahr noch relativ gering, doch rund ein Drittel muss noch einmal unters Messer: Bei ihnen bilden sich erneut Verwachsungen, die weitere Eingriffe erfordern.

Neue Behandlung ohne Schneiden

Ein neues Verfahren ermöglicht Patienten mit einem tastbaren Strang, der noch nicht um die Fingerwurzeln gewachsen ist, ohne Operation auszukommen. Dabei wird ein Medikament (eine mikrobielle Kollagenase aus dem Bakterienstamm Clostridium histolyticum) in den Bindegewebsstrang gespritzt. Kollagenasen sind Enzyme, die Kollagen (ein Bestandteil des Bindegewebes) abbauen. Dadurch wird die Struktur der Stränge aufgebrochen.

Am Tag nach der Injektion kann der Arzt die krankhaften Stränge gezielt brechen. Der Finger ist damit sozusagen von seinen Fesseln befreit und lässt sich wieder strecken. Noch fehlen Langzeitvergleiche, die bisherigen Resultate sind jedoch vielversprechend. Den Patienten bleiben so OP-Wunden in der Handinnenfläche erspart. Die Substanz wirkt jedoch ausgesprochen aggressiv und darf nicht in Nerven oder Blutgefässe gespritzt werden. Deshalb sollten ausschliesslich Handchirurgen diese Therapie anwenden. Manchmal ist noch eine spezielle Physiotherapie nötig, um die volle Beweglichkeit der Hand wiederherzustellen. Etwa sechs Wochen nach der Operation ist die Hand wieder voll einsatzfähig.

Krankheit des Westens

Interessanterweise kommt die Dupuytren'sche Kontraktur überwiegend in Mittel- und Nordeuropa sowie in Nordamerika vor, dagegen kaum in Afrika und Asien. In neuerer Zeit sind allerdings auch einige Fälle aus Japan und China bekannt. Die Ursachen für die krankhafte Veränderung des Bindegewebes der Handinnenfläche sind bis heute nicht wirklich klar.

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