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Gegen die Glatze gibt’s keine Wundermittel
Aus Puls vom 17.01.2011.
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Gegen die Glatze gibt’s keine Wundermittel

Auch wenn viele Mittel Abhilfe versprechen: Shampoos lassen die restlichen Haare höchstens nach mehr aussehen. Medikamente können nur die noch verbleibenden Haare schützen. Und bei einer Eigenhaar-Transplantation werden auch nur Haare umverteilt.

Mit dem Alter wächst auch die altersbedingte Glatze. Davon verschont bleiben nur die wenigsten: Gut zwei Drittel aller Männer kriegen irgendwann einen kahlen Kopf, bei den Frauen hat im Alter über 60 jede vierte ausgedünnte Haare.

Warum gerade die Haare auf dem Kopf ausfallen, ist der Wissenschaft bis heute ein Rätsel. Klar ist nur, dass das Wachstum von Natur aus durch das Sexualhormon DHT gestoppt wird. Welchen Nutzen oder Zweck eine Glatze hat oder einst hatte, ist bis heute unerklärlich.

Wessen Haare ausfallen und wessen nicht, wird hauptsächlich vererbt. Manche Kopfhaare sind empfindlicher auf das Hormon DHT als andere. In manchen Familien beginnt der Haarausfall schon nach der Pubertät.

Shampoos helfen bloss kosmetisch

Wer sich nicht mit den Launen der Natur abfinden will, greift meist zuerst zu Shampoos und Wässerchen, welche gesündere Haare versprechen. Das könne zwar durchaus gut sein für die Haare, sagt Ralph Trüeb vom Derma Haarcenter in Wallisellen. «Allerdings wachsen dadurch sicher keine neuen Haare.» Der Vorteil sei eher kosmetischer Natur: Erhalten die Haare mehr Glanz oder Volumen, kann dies durchaus nach mehr Haarpracht aussehen. «Wegen der kurzen Kontaktzeit und der Verdünnung mit Wasser, ist die Wirkung von Shampoos aber bescheiden», so die Einschätzung des Dermatologen Trüeb.

Medikamente stoppen Haarausfall

Auch verschiedene Medikamente sollen gegen Haarausfall helfen. Grundsätzlich gilt aber auch bei diesen: Haare die verschwunden sind, sind für immer weg. Auch Medikamente schaffen es bloss, das Ausfallen der verbleibenden Haare zu verhindern – nur bei ganz wenigen Leuten lassen sie verlorene Haare neu spriessen.

Vor allem bei Frauen beliebt ist das Medikament «Minoxidil». Es wird als Schaum oder Spray auf den Kopf aufgetragen und verstärkt die Durchblutung der haarbildenden Zellen. Das kann die verbleibenden Haare wieder stärker machen. Das Mittel kann auch von Männern verwendet werden, nützt aber nichts gegen den Haarausfall an den Geheimratsecken.

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«Die Haartransplantation ist keine Alternative zu Medikamenten»
Aus Puls vom 17.01.2011.
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Bei Männern verbreitet sind Medikamente mit dem Wirkstoff Finasterid. Sie wirken auf hormoneller Ebene gegen die Ursache der Glatzenbildung: Dihydrotestostern (DHT) ein Umwandlungsprodukt, das aus dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron an den Haarwurzeln gebildet wird, schwächt die Zellen der Haarwurzeln. Die Haare werden immer dünner und schwächer und sind schlussendlich gar nicht mehr zu sehen. Männer können täglich eine 1-Milligramm-Pille Finasterid schlucken – dies verhindert bei den allermeisten, dass weitere Haare ausfallen. Da dünn gewordene Haare wieder dicker und dunkler werden, kann der Eindruck entstehen, dass das Medikament sogar wieder für mehr Haare sorge. Für Frauen ist das hormonaktive Medikament nicht geeignet.

Finasterid wird in höherer Dosis auch als Prostata-Medikament eingesetzt. Als Nebenwirkung spüren ein bis zwei Prozent der Männer einen Rückgang ihrer sexuellen Lust. Zudem stand Finasterid schon länger im Verdacht, Krebs zu fördern. Weiterhin wird in dieser Richtung geforscht.

Operation verteilt Haare um

Die letzte Möglichkeit ist für die meisten eine Transplantation von Eigenhaaren. Bei Männern bleiben nämlich die Haare am Hinterkopf das ganze Leben vom Ausfallen verschont - selbst wenn man sie auf kahle Stellen verpflanzt. Voraussetzung für eine solche Operation sind aber noch genügend Spenderhaare am Hinterkopf.

Zwei Methoden werden heute angeboten:

  • Bei der Streifen-Methode wird am Hinterkopf ein ganzes Band von Haaren entfernt, in einzelne Haarfollikel zerteilt und einzeln wieder eingepflanzt. Der grosse Nachteil dieser Methode ist eine grössere Narbe am Hinterkopf – manche Patienten berichten nachträglich auch über Kopfschmerzen.
  • Weniger invasiv ist die Stanz-Methode: Hier werden mit einer Hohlnadel die Haare bereits am Hinterkopf einzeln ausgestanzt und nach vorne versetzt. Die feinen Vernarbungen sind später nicht mehr zu sehen.

Keine Haaroperation lässt einen wieder wie 18 aussehen. Allerdings kann eine gute Haarverpflanzung wieder eine gewisse Deckung erzeugen. Das grösste Risiko der Operation ist ein unbefriedigendes Resultat: Ist der Operateur kein Spezialist, wirkt das neue Haar oft dünn oder sogar unnatürlich. Oft werden die Haarfollikel zu wenig dicht oder in der falschen Wuchsrichtung gesetzt. Manche Operateure arbeiten mit veraltetem und grobem Werkzeug oder verpflanzen dicke Haarfollikel mit mehreren Haaren zuvorderst an die Haarlinie. Dies gibt den sogenannten «Puppenhaareffekt».

Deshalb ist es wichtig, den Operateur sorgfältig auszuwählen. Er sollte auf Haarverpflanzungen spezialisiert sein und sehr viele gelungene Patientenbeispiele vorweisen können. Er sollte nach dem neusten Stand der Technik mit möglichst feinem Werkzeug arbeiten. Es ist ratsam, vor einer Operation im Internet weitere Meinungen über einen Operateur einzuholen. Keinesfalls sollte man sich auf günstige Pauschalangebote (etwa kombiniert mit Badeferien) einlassen.

Ein weiterer Nachteil der Haaroperation sind die hohen Kosten: Pro Haarfollikel («Graft» genannt) muss mit zirka 6 Franken gerechnet werden. 1000 bis 5000 Grafts braucht es ohne weiteres, um eine Glatze abzudecken – schnell kostet eine solche Operation 10‘000 Franken und mehr.

Krankhafter Haarausfall

Nebst altersbedingtem Haarausfall gibt es diverse andere Ursachen, warum Haare ausfallen können. Diese reichen von Hormonschwankungen zu Mangelerscheinungen und Medikamenten-Nebenwirkungen bis zu Krankheiten wie dem kreisrunden Haarausfall.

Bis zu hundert Haare pro Tag zu verlieren, ist normal. Wenn es mehr sind und die Situation belastend wird, sollte man sich von einem Arzt beraten lassen.

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