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Spitalhygiene Multiresistente Keime – Wo die gefährlichen Bakterien lauern

Antibiotika sind lebenswichtig – und verlierend zunehmend ihre Schlagkraft, denn immer mehr Bakterienstämme reagieren nicht mehr auf die Medikamente, warnen nun auch die Bundesbehörden.

Wer ins Spital kommt, will gesund werden. Doch immer wieder werden Patienten ausgerechnet hier mit Keimen angesteckt. Zwar wird es das sterile Krankenhaus nie geben, durch konsequente Hygienemassnahmen könnten aber ein Drittel aller Infektionen vermieden werden, sind Spitalhygieniker überzeugt.

Besucher in Spitälern brauchen sich dennoch keine Sorgen zu machen. «Es kommt nur ganz selten vor, dass sich Besucher einen Erreger im Spital einfangen oder umgekehrt Patienten anstecken», sagt Marco Rossi, Leiter der Spitalhygiene am Kantonsspital Luzern. Es gibt Ausnahmen bei Grippe- oder Noroviren, die Durchfall auslösen. Probleme mit – eventuell sogar antibiotikaresistenten – Bakterien entstehen in den meisten Fällen innerhalb des Spitals.

Desinfizieren der Hände ist Massnahme Nummer 1

Weil Keime fast nie durch die Luft übertragen werden, sondern fast immer durch Direktkontakt, kommt dem Desinfizieren der Hände grösste Bedeutung zu. Es ist die einfachste und wohl auch wirksamste Massnahme im Kampf gegen Infektionen. Und sie gilt fürs gesamte Personal, das direkten Patientenkontakt hat.

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Transparenz bei Spitalinfekten
aus Rendez-vous vom 02.12.2014. Bild: Keystone.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 36 Sekunden.

Allen Vorschriften und Bemühungen zum Trotz: Dass man als Patient kränker aus dem Spital nach Hause kommt, als man eingetreten ist, ist keine Seltenheit. Laut Schätzungen von Patientenorganisationen kommt es hierzulande jährlich zu rund 70'000 Spitalinfekten, von denen gut 2000 tödlich enden. Eine breit angelegte Untersuchung von Swissnoso im Auftrag des Nationalen Vereins für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken ANQ zeigt nun erstmals, wie es in der Schweiz bezüglich Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen steht.

Die Erhebung zeigt überraschende Unterschiede zwischen den 118 Spitälern und Spitalgruppen, die an der Erfassung der definierten Eingriffe obligatorisch teilnehmen mussten. Einzelne Spitäler schneiden bezüglich Infektionsraten deutlich schlechter ab als die anderen – welche das namentlich sind, kann auf der ANQ-Website online abgerufen werden.

Wege aus der Krise

Neben der Spitalhygiene ist die Prävention ein weiterer Weg aus der Misere. Je besser man die Verbreitung von Infektionskrankheiten eindämmt, desto weniger Antibiotika müssen dann in der Therapie zum Einsatz kommen. Eine grosse Bedeutung kommt auch Hausärzten und ihren Patienten zu: Antibiotika sollten nur sehr überlegt zum Einsatz kommen und die genaue Anwendung unbedingt besprochen werden. Denn wer die Einnahme zu früh abbricht, riskiert, dass einzelne Erreger überleben und sich vermehren – ein resistenter Stamm entsteht.

Auch ein zurückhaltenderer Umgang mit Antibiotika in der Tierhaltung könnte das Problem entschärfen. Viele Grossbetriebe verabreichen vorbeugend Antibiotika. Entstehende multiresistente Erreger gelangen dann vom Tier auf den Menschen, mit lebensbedrohlichen Folgen, denn bei Blutvergiftungen, Haut- oder Lungenentzündungen stehen die Ärzte sehr schnell mit dem Rücken zur Wand.

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