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Gewürzroute Der mosambikanische Bürgermeister und seine Chinesen

Manuel de Araujo ist Bürgermeister der Stadt Quelimane und ein Hoffnungsträger im von Korruption geplagten Land. Der Ökonom möchte das Land modernisieren. Die Probleme türmen sich. Chinesische Investoren machen ihm zu schaffen: Statt nachhaltig zu investieren, plündern sie den Reichtum des Landes.

Manuel de Araujo auf dem Fahrrad
Legende: Der Bürgermeister von Quelimane mischt sich unter das Volk. SRF

De Araujo mag es unkonventionell. Die Stadtführung macht er nicht im Anzug, sondern im blauen Overall der städtischen Arbeiter. So, sagt er, habe er schon die Vertreter der Weltbank empfangen und die hätten sich gewundert. Manuel hat nach dem Studium in England für Amnesty international gearbeitet. Er ist ein Mann mit Überzeugungen - und weiss sich geschickt zu inszenieren.

Chinesischer Einfluss in Mosambik

Sein Vorgänger musste nach einer Korruptionsaffäre zurücktreten, de Araujo wird vom Volk getragen. Dennoch kennt seine Macht Grenzen. Kurz vor dem Hafen stoppt er die Führung vor LKW-Zügen, die einheimisches Holz geladen haben. «Das alles geht nach China», sagt Manuel, «mancher Export ist legal, anderer nicht, ich kann nichts machen!». Der Bürgermeister ist zornig, gerne würde er uns durch die Abschrankung bis an den Hafen führen. Aber nicht einmal der Bürgermeister darf hier rein.

Der Bürgermeister besichtigt einen chinesischen Hafen.
Legende: Der Bürgermeister besichtigt einen chinesischen Hafen. SRF

Etwas später stoppen wir vor einem gefängnisartig anmutenden Bau, gesichert mit Stacheldraht, Sitz einer chinesischen Firma. Manuel hat uns angemeldet und so öffnet sich uns die Tür zu einer Stadt in der Stadt, die sich die Chinesen gebaut haben. Mit den Einheimischen mischen sie sich kaum. De Araujo selber war hier noch nie. Wir würden einen Promobeitrag über die wirtschaftliche Entwicklung drehen, sagt er dem Geschäftsführer und der führt uns so zum Privathafen der Anlage.

Dort wird der mineralienreiche Sand auf Schiffe gehievt - er gehe in eine andere Stadt in Mosambik, erklärt der Chinese und de Araujo fragt listig, ob er dort mal hin könne. Später, im Auto, schäumt der Bürgermeister: «Sie klauen bei uns, was immer ihnen gefällt. Sie holen unsere Bäume und später importieren wir Stühle, so kommt unsere Wirtschaft nie in Schwung!». Seine Hände seien gebunden, erklärt der Bürgermeister, die Chinesen würden die Verträge direkt mit der Zentralregierung in Maputo schliessen, wo Einzelne kräftig mitverdienten.

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«Entlang der Gewürzroute»

Montag 12. Dezember 2016

Mittwoch 14. Dezember 2016

Der Raubbau an der Natur

Als ob Quelimane nicht schon genug Probleme hätte! Die Malaria ist hier weitverbreitet, viele Menschen leben ohne Elekterizität und fliessendes Wasser in prekären sanitären Verhältnissen, selbst Cholera gibt es hier. Dazu die Folgen der Klimaveränderung: Wie alle Küstenstädte Mosambiks liegt Quelimane unter Meeresniveau. Jetzt steigt der Meeresspiegel und Salzwasser dringt über die Flussläufe tief ins Landesinnere. Es überflutet die ohnehin schon kargen Felder und die Ernte vertrocknet ob des salzigen Bodens.

Aber nicht immer sind die Chinesen oder die Klimaerwärmung Schuld an den Problemen in Quelimane. Mangroven werden auch von Einheimischen hemmungslos geschlagen und für den Hausbau gebraucht. Dabei sind diese Bäume mit dem weitverzweigten Wurzelwerk so wichtig, dass die gleichzeitig von der Stadtverwaltung systematisch neu angepflanzt werden. Die Bäume sichern die Küste gegen Erosion und sind Lebensraum für Krabben und andere Tiere, die für den Nahrungskreislauf wichtig sind.

«Barack Obama von Mosambik»

Den «Barack Obama von Mosambik» nennen seine Anhänger Manuel de Araujo. «Tatsächlich», antwortet uns der Politiker, «wäre bei den nächsten Präsidentschaftswahlen mal ein Mann aus der Mitte des Landes dran» - jenem Teil also, aus dem er stammt.

 «Obama von Mosambik» wird Manuel de Araujo von seinen Anhängern genannt.
Legende: «Obama von Mosambik» wird Manuel de Araujo von seinen Anhängern genannt. SRF

Ob er denn bereit wäre? «Wenn das Vaterland dich ruft, musst Du da sein», antwortet der Politiker schmunzelnd. Bevor es so weit ist, wartet viel Arbeit auf Manuel de Araujo. Nicht nur die Chinesen liegen ihm auf dem Magen. Auch ein paar Einheimische möchten lieber, dass er wieder verschwindet.

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