Zum Inhalt springen

Gewürzroute «Wir waren Sklaven in Deutschand»

Zwischen 1979 und 1991 landeten fast 20‘000 Mosambikaner in der DDR. «Die Besten von euch erhalten eine Ausbildung in Europa», versprach Präsident Samora Machel und schickte seine Landsleute in den deutschen Osten. Die Betroffenen kämpfen noch heute mit den Folgen dieser Zeit.

Jose Kandido Cuambe kämpft um seinen Lohn.
Legende: Jose Kandido Cuambe kämpft um seinen Lohn. SRF

Eine Ausbildung in Europa machen und gutes Geld verdienen. Zurückkehren und den Sozialismus als künftige Elite weiterbauen. Das waren die Versprechen des damaligen mosambikanischen Regimes. Mosambik benötigte nach der Unabhängigkeit Fachkräfte, die die gut ausgebildeten Portugiesen im Land ersetzten. Die DDR aber brauchte keine Schülerinnen und Studenten, sondern Arbeiter. Die DDR und Mosambik waren sich in ihrem Abkommen über die «Beschäftigung mosambikanischer Werktätiger in sozialistischen Betrieben der DDR» einig. Die Afrikaner sollten als Experten nach Mosambik zurückkehren und helfen das Land nach der portugiesischen Besetzung weiter aufzubauen.

«Wir waren Sklaven in Deutschand»

Die Träume vom Geld und den versprochenen guten Jobs blieben nach dem Fall der Mauer unerfüllt.

Sendedaten auf 3sat

Box aufklappen Box zuklappen

«Entlang der Gewürzroute»

Montag 12. Dezember 2016

Mittwoch 14. Dezember 2016

Nach der Wende wurden die «Madgermanes» – die «Made in Germany»- Mosambikaner, wie sie in ihrer Heimat genannt werden, nutzlos und verloren ihre Aufenthalts- und Arbeitsbewilligung. Zurück in Mosambik fanden sie ein vom Bürgerkrieg gezeichnetes Land vor mit kaum Perspektiven.

Einer von ihnen ist Jose Kandido Cuambe, der in der DDR zum Elektriker ausgebildet wurde. Von seinem Lohn wurde ihm weniger als die Hälfte ausbezahlt, 60 Prozent wurde von der DDR als «Spareinlage» auf staatseigene Konten in Mosambik einbezahlt. Doch nach der Rückkehr war das Geld weg wie die Mauer in Berlin. Stolz war er damals, als er vom Regime in die DDR geschickt wurde. Heute ist er enttäuscht: «Ich musste jetzt feststellen, wir waren Sklavenarbeiter in Deutschland.»

Mittwochsdemonstration

Auch 27 Jahre später warten Jose Kandido Cuambe und seine Schicksalsgenossen auf ihren deutschen Lohn. Die DDR Fahne ist gehisst, einige stehen im Kreis und diskutieren. Deutsch haben sie nicht verlernt. Hier treffen sie sich regelmässig um einander zu unterstützen und Informationen zu ihrem Kampf auszutauschen. Viele von ihnen haben sich nach der Rückkehr nicht mehr in der alten Heimat zurechtfinden können, gelten als Unruhestifter und sind arbeitslos. Obwohl die Chancen schlecht stehen, dass die Madgermanes je an ihr Geld kommen, demonstrieren sie weiter, immer mittwochs im Park.

Meistgelesene Artikel