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Unternehmer und Sozialarbeiter
Aus Reisegeschichten vom 12.12.2016.
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Gewürzroute Nüsse knacken in Mosambik

Unternehmer Don Larson hat sein Geld in Afrika investiert und eine Cashew verarbeitende Fabrik aufgebaut. Damit will er nicht nur faire Arbeitsbedingungen schaffen, sondern der einstigen Erfolgsindustrie zu neuem Aufschwung verhelfen.

Woher kommt sie eigentlich?

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Die Cashewnuss wächst als Kern am Ende des Cashewapfels. Die gelb bis dunkelrote Frucht reift während zwei Monaten heran, bis sie gepflückt und vom Kern getrennt werden kann. Der nierenförmige Kern wird geröstet bis er die darin enthaltene Nuss freigibt. Bevor diese genussfertig abgepackt werden kann, muss sie erneut geröstet werden.

Man muss schon ein bisschen verrückt sein, seine Zelte in den USA abzubrechen, seinen Porsche zu verkaufen und in Mosambik, dem viertärmsten Land der Welt, einen Neuanfang zu wagen. Als Don Larson seinen Job als Manager bei Hershey’s, dem grössten Schokoladenproduzenten Amerikas, verlor, machte er sich auf in das Land, in dem einst die Portugiesen Cashewbäume anpflanzten.

Diese wurden aus der Kolonie Brasilien importiert. Wegen ihres dichten Wurzelwerks und ihrer Widerstandsfähigkeit wurden sie angepflanzt, um die Küsten vor Erosion zu schützen. Heute zählt Mosambik zu den grössten Produzenten von Cashewnüssen weltweit. Fast die Hälfte aller mosambikanischen Farmer sind im Besitz von Cashewbäumen. Deren Kultivierung ist für sie und ihre Familien ein wichtiger traditioneller Agrarzweig.

Cashews als Mittel gegen die Armut

Erst seit wenigen Jahren erlebt die Cashewindustrie neuen Aufschwung, vor allem dank ausländischer Hilfe und Entwicklungsprojekten. Die Cashewnuss verdeutlicht seitdem ihr Potenzial als Mittel gegen die Armut. Dies erkannte auch Don Larson, und nachdem er den Traum des Millionärs gemäss den amerikanischen Vorstellungen gelebt hatte, brach er mit seiner Karriere. Bei Hershey hat er durch seine Position im Kakaogeschäft die ganze Welt bereisen können. Die Einblicke in die ärmlichen Verhältnisse der Landbevölkerung des afrikanischen Kontinents hätten ihn tief bewegt, sagt er.

Als er dann unerwartet seinen Job verlor, war dies der Auslöser für ihn, sein Leben grundlegend zu verändern. Er verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Mosambik mit dem Entschluss, etwas Positives zu bewirken.

2011 gründete er die Cashew verarbeitende Fabrik «Sunshine Nut Company». Er beschäftigt heute rund 30 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, denen er so zu einem für dortige Verhältnisse überdurchschnittlichen Auskommen verhilft.

Eine Erfolgsgeschichte und ihr Niedergang

Mosambiks Cashewindustrie erlebte während der portugiesischen Kolonialzeit ihren wirtschaftlichen Höhepunkt. Mehr als die Hälfte der Cashews auf dem internationalen Markt stammten in den 60er und frühen 70er Jahre aus mosambikanischer Produktion.

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«Entlang der Gewürzroute»

Montag 12. Dezember 2016

Mittwoch 14. Dezember 2016

Nach einem produktiven Höhepunkt kurz vor der Unabhängigkeit versank der junge Staat dann im Elend des Bürgerkriegs. Parallel dazu erlebte auch die Cashewindustrie einen Niedergang. Das Ausfuhrverbot roher Kerne, um die Verarbeitung im eigenen Land zu halten, musste Anfang der 90er Jahre auf Druck der Weltbank aufgehoben werden. Als Folge mussten viele Verarbeitungsbetriebe in städtischen Einzugsgebieten geschlossen werden. Tausende Fabrikarbeiter wurden arbeitslos.

Vom Karrierist zum Entwicklungshelfer

Sein profundes Wissen über die Dynamik des Nahrungsmittelhandels möchte Don Larson nutzen und in Mosambik zu einem neuen Markt für Cashewnüsse beitragen. Nicht nur die Anpflanzung, sondern auch Verarbeitung soll im eigenen Land bleiben. An die Boomjahre anzuknüpfen ist dabei sein Ziel, aber ohne sich davon persönlich zu bereichern. Vielmehr ist er bestrebt in der lokalen Agrargesellschaft faire Marktbedingungen und Arbeitsplätze zu schaffen. Die Gewinne der Sunshine Nut Company gehen zu gleichen Teilen an die Unterstützung von Kriegsversehrten und Waisenkindern, sowie regionale Entwicklungsprojekte.

Auf die Frage, wie er auf das frühere Leben mit allen Annehmlichkeiten zurückblickt, gibt er zu bekennen, dass er manchmal den Luxus vermisse. Aber heute gebe es andere Dinge, die ihm wichtig sind. Neben dem sich langsam einstellenden wirtschaftlichen Erfolg trägt die Wertschätzung, die er von Angestellten täglich erfährt, wesentlich zu seiner tiefsten Zufriedenheit bei: «I couldn’t be happier» (Ich könnte nicht glücklicher sein).

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