Knapp 60‘000 Menschen leben in Grönland, der grössten Insel der Welt. Die Siedlungen sind klein und weit verstreut. «Es ist ziemlich teuer, sich zu sehen», erzählt Schülerin Laura. Freundschaften pflegt sie vor allem über Social Media. Denn: Es gibt keine Fernstrassen. Die Menschen sind auf Flugzeuge, Helikopter und Schiffe angewiesen. Und diese kosten viel.
Donald Trump macht 2019 den Vorschlag, Grönland zu kaufen. Auch 2025 formuliert er erneut Besitzansprüche. Doch warum ist die Insel plötzlich so begehrt?
Schmelzendes Eis und neue Chancen
Etwa 80 Prozent Grönlands ist von einer Eisschicht bedeckt. Doch das Eis schmilzt durch die Klimaerwärmung. Und gibt Bodenschätze frei: Ob Nickel, Kobalt, Seltene Erden oder Öl und Gas – in Grönlands Böden findet sich viel. Aber der Abbau ist teuer, denn es fehlt an Infrastruktur und Arbeitskräften. Trotzdem wird Grönland für Unternehmen und Staaten immer interessanter.
Auch könnten neue Handelsrouten entstehen. Eine Polarroute etwa, die an Grönland vorbeiführt. Künftig könnte sie während mehrerer Monate befahrbar sein. Gleichzeitig macht die Klimaerwärmung das Wetter unberechenbarer.
Sie verkaufen ihren strategischen Platz auf dem Globus.
Die Insel ist auf Unterstützung von aussen angewiesen. Viel Geld kommt aus Dänemark: Grönland ist ein Selbstverwaltungsgebiet innerhalb des Königreichs und besitzt eine eigene Regierung. Arktis-Experte Ulrik Pram Gad nennt es ein Tauschgeschäft: «Grönland ist Selbstversorger. Sie verkaufen ihren strategischen Platz auf dem Globus für 3,5 Milliarden dänische Kronen pro Jahr an Dänemark.» Nun möchten auch weitere Staaten die Lage Grönlands nutzen.
Militärische und strategische Relevanz
Die Insel liegt zwischen Nordamerika, Europa und Russland, mitten in der Arktis. Die USA haben schon seit dem Zweiten Weltkrieg Militärstützpunkte auf der Insel. Heute ist Grönland Teil der NATO.
Wenn Russland in Richtung Grönland schaut, dann schaut es eher auf die USA.
Mehrere US-Präsidenten vor Donald Trump wollten die Insel kaufen. Dänemark lehnte stets ab. Nun deutet Donald Trump an, das Land notfalls militärisch einzunehmen. Für die Menschen in Grönland ist diese Aufmerksamkeit beunruhigend. «Wir haben nicht viel Gutes über die Amerikaner gehört», sagt Aviaaja Olsen, die in Grönland lebt. «Deshalb glaube ich, dass die meisten Leute Angst haben, Angst vor dieser Aufmerksamkeit.»
Die USA sehen Grönland als arktische Pufferzone gegenüber Russland, das seine Militärpräsenz in der Arktis ausbaut. Donald Trump spricht von der «nationalen Sicherheit» seines Landes. Laut Ulrik Pram Gad interessiert sich Russland nur im Fall eines Nuklearkonflikts für Grönland: «Wenn Russland in Richtung Grönland schaut, dann schaut es eher auf die USA.» Grönland gewinnt an Bedeutung, weil die Arktis zu einem Gefahrengebiet werden könnte.
Globale und eigene Interessen
Grönland ist mehr als nur Eis und Kälte. Es ist ein Ort mit viel Potenzial, aber auch grossen Herausforderungen. Die Insel steht zwischen geopolitischen Interessen, Klimawandel und eigenen politischen Herausforderungen: Rund 84 Prozent der Bevölkerung wünschen sich die Unabhängigkeit für Grönland. #SRF global trifft auf der Insel Menschen, die dazwischen ihren Weg suchen. Doch wer bestimmt über die Zukunft Grönlands?