1918 entsteht das Königreich der Slowenen, Kroaten und Serben – ab 1929: Königreich Jugoslawien. Zuvor getrennte Gebiete werden in einem südslavischen Vielvölkerstaat vereint. Er besteht, mit einer Unterbrechung im Zweiten Weltkrieg, bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Die Gründe für sein teils brutales Ende sind vielfältig. Und liegen auch in seiner Geschichte.
Zerwürfnisse und Zweiter Weltkrieg
Nach der Gründung des Königreichs sorgt die serbische Vormachtstellung für Spannungen. Es entstehen Bewegungen, die gegen ein gemeinsames Jugoslawien kämpfen. Im Zweiten Weltkrieg erreichen sie ihr Ziel: 1941 erobern und teilen die Achsenmächte Jugoslawien auf.
Das Land zerfällt. Massenmorde, Vertreibungen und Konzentrationslager folgen. Gleichzeitig formen sich mehrere Widerstandgruppen, die gegen die Besatzung und ihre Kollaborateure kämpfen. An vorderster Front und bald stärkste Kraft: Die Partisan:innen, geführt von Josip Broz Tito.
Nach dem Krieg feiern die Menschen Tito als Volksheld. Er vereint das Land zu einer sozialistischen Republik und wird Staatspräsident.
Der Staat wird zu einem Land zwischen Ost- und Westblock und geniesst international hohes Ansehen. Tito will einen «dritten Weg» gehen: zwischen westlichem Kapitalismus und sowjetischer Planwirtschaft. Der Staat erlebt ein Wirtschaftswunder. In den Fabriken bestimmen die Arbeiter:innen mit über Produktion und Löhne. Die Volksgruppen nähern sich an, auch durch Ehen. Tito versucht, eine jugoslawische Identität aufzubauen.
Doch Jugoslawien bleibt eine Ein-Parteien-Diktatur mit serbischer Vorherrschaft. Kritik wird mit Haftstrafen oder dem Tod bestraft. Ab den 1960er Jahren gerät die Wirtschaft ins Wanken: Alltagsgüter werde staatlich subventioniert, Fehlinvestitionen und Kredite häufen sich. Als Tito 1980 stirbt, steht das Land vor einer ungewissen Zukunft.
Das Ende Jugoslawiens
Die 1980er Jahre sind geprägt von einer Wirtschaftskrise und wachsendem Nationalismus. Nach Titos Tod regiert ein Präsidium, doch es gelingt ihm nicht, das Land zusammenzuhalten: 1990 zerbricht die kommunistische Partei. Slowenien und Kroatien erklären 1991 ihre Unabhängigkeit. Im März 1992 folgt Bosnien-Herzegowina.
Es kommt zu brutalen Kriegen, die die 1990er Jahre bestimmen: In Slowenien ist der Krieg kurz, in Kroatien und Bosnien-Herzegowina lang und brutal. Als an diesen Fronten ein Frieden erreicht wird, eskaliert die Lage im Kosovo. Massaker, ethnische Säuberungen und Vertreibungen passieren vor den Augen der Welt.
Es sind die Interventionen der internationalen Gemeinschaft, die Friedensverhandlungen erzwingen: 1995 endet der Krieg zuerst in Kroatien, dann in Bosnien-Herzegowina und 1999 im Kosovo.
Eine Sache, die nicht gelungen ist, ist die Schaffung einer Faktenbasis, die alle Seiten anerkennen.
Die Länder und Menschen kämpfen noch heute mit den Auswirkungen des Krieges. Auch weil die Vergangenheit unzureichend aufgearbeitet wird. «Eine Sache, die nicht gelungen ist, ist die Schaffung einer Faktenbasis, die alle Seiten anerkennen und irgendeine Art von Versöhnung auf der Grundlage dieser Faktenbasis», meint dazu der Politikwissenschaftler James Gow.
Ursachen und Folgen von Krieg
Die dreiteilige Dokumentationsreihe fragt, wie es zu den Kriegen in den 1990er Jahren kommen konnte. Zeitzeug:innen sprechen über ihre Erfahrungen und Expert:innen analysieren die Ursachen und Folgen. Die Beiträge verdeutlichen: Frieden ist keine Selbstverständlichkeit.