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Was wir über Gender wissen Mädchen oder Junge? Wie das Geschlecht unser Leben bestimmt

Rollenbilder brechen auf: Zwischen Tradition und Vielfalt sucht die Welt neue Antworten.

Junge oder Mädchen? X oder Y? Unser Geschlecht bestimmt unser ganzes Leben. Denn die Welt ist vorwiegend binär aufgeteilt. Es macht einen Unterschied, ob wir als Mädchen oder Jungen aufwachsen. In manchen Regionen der Welt kann dieser Unterschied sogar lebensbedrohlich sein. Wo Jungen mehr wert sind, können sich Familien zum Teil gar nicht leisten, ein Mädchen grosszuziehen. Eine Heirat würde zu viel kosten.

Wie das Geschlecht die Menschheit prägt

Mann oder Frau: Die Rollenaufteilung ist tief in der Gesellschaft verankert. Aber Traditionen sind im Umbruch. Frauen- und Genderbewegungen wehren sich gegen das Patriarchat. Junge Menschen lehnen sich gegen das binäre Weltbild auf und neue Familienmodelle entstehen. Neue Begriffe und Lebensweisen verunsichern viele Menschen. Was bedeutet fluid- oder pan-gender? Den einen macht das Non-binäre Angst, andere kämpfen dafür. Was wissen wir heute über Sex und Gender? Was sagen Kinder, Erwachsene und die Wissenschaft dazu? Und wie sieht das Weltbild der Zukunft aus?

Hat das Hirn ein Geschlecht?

Babys sind wie Schwämme, sie saugen alles auf. «Sie kommen mit einem feinen sozialen Radar auf die Welt», sagt die Neurowissenschaftlerin Gina Rippon. Sie erforscht den Zusammenhang zwischen Gehirn und Verhalten und ist überzeugt: Eine gegenderte Welt erzeugt ein gegendertes Gehirn. Kinder lernen gemäss der Forscherin schon früh, wie sie sich als Mädchen oder Junge verhalten müssen.

Das binäre Weltbild und das Gehirn interessiert die Wissenschaft schon seit Langem: Da Männergehirne schwerer sind als Frauengehirne, zog die Wissenschaft des 18. und 19. Jahrhunderts automatisch den Schluss: Männer müssen intelligenter sein als Frauen. «Aber Elefanten und Wale wiederum haben ja grössere Gehirne als Männer. Was sie nicht automatisch schlauer macht», so Gina Rippon.

Eine gegenderte Welt erzeugt ein gegendertes Gehirn.
Autor: Gina Rippon Neurowissenschaftlerin

Kommen wir als Mädchen und Buben zur Welt oder werden wir in dieser Rolle sozialisiert? Das ist eine Frage, in der sich auch die Wissenschaft nicht einig ist. «Ich war erschrocken darüber, wie die Welt mit meinem Sohn umgegangen ist. Lass nicht deinen Papa sehen, wenn du mit einer Puppe spielst. Bei solchen Aussagen läuft es mir kalt den Rücken runter», sagt Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal. Sollen Kinder genderneutral aufwachsen? «Das ist Blödsinn», findet Psychologe David Eberhard.

Überkorrektur in der Gesellschaft hilft nicht.
Autor: David Eberhard  Psychologe

Er ist nicht damit einverstanden, Kinder geschlechtsneutral zu erziehen und spricht sich für einen gesunden Mittelweg aus: «Überkorrektur in der Gesellschaft hilft nicht.» Seiner Meinung nach sei das Extremismus von Eltern. Es sei wissenschaftlich bewiesen, dass Frauen und Männer nun mal anders ticken, so der Psychologe. Diesem binären Weltbild widerspricht Daphna Joel, bekannt durch das Buch «Das Hirn hat kein Geschlecht». Daphna Joel spricht sich dafür aus, Menschen in mehr als nur zwei Schubladen zu stecken: «Wir nehmen die gesamte menschliche Vielfalt und pressen sie in zwei Boxen.»

Was wir heute über Gender wissen

Die sechsteilige Serie «Naked» spricht weltweit mit über hundert Menschen aller Altersgruppen. Sie leben verschiedene Modelle und haben auch unterschiedliche Sichtweisen auf das Thema. Forschende aus Ökonomie, Psychologie, Neurowissenschaft, Ethik oder Medizin erklären, wie die Geschlechterperspektive die Gesellschaft prägt. Und was wir heute über Gender wissen.

Informationen für Lehrpersonen

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Bezug zum Lehrplan 21:

Die Schülerinnen und Schüler …

  • ERG5.2: …können Geschlecht und Rollen reflektieren.
  • ERG5.2a: …können Erfahrungen und Erwartungen in Bezug auf Geschlecht und Rollenverhalten in der Gruppe formulieren und respektvoll diskutieren (z.B. Bedürfnisse, Kommunikation, Gleichberechtigung).
  • ERG5.3: …können Beziehungen, Liebe und Sexualität reflektieren und ihre Verantwortung einschätzen.
  • ERG5.3b ...verbinden Sexualität mit Partnerschaft, Liebe, Respekt, Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung und können sexuelle Orientierungen nicht diskriminierend benennen.

Stufe: Sek I / Sek II

Fächer: ERG / Sozialkunde

Stichwörter: Gender, Geschlecht, binär, non-binär, Rollen, Geschlechterrollen, Frau, Mann, Patriarchat, Familienmodelle, Partnerschaft, Liebe, Sex, Familie, Kinder, Erziehung, geschlechtsneutral, Bewegungen, Zukunft, Macht, Jugend, Alter, Teenager, Heranwachsen, Identität, Weltbild, Frauenbild, Männerbild, Respekt, Toleranz

Produktion: ZDF

VOD: 30.04.2028.

Teaserbild: Tobias Winkel / SPIEGEL TV

SRF school, 23.8.2025, 11:20 Uhr ; 

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