Buddhistische Institutionen gibt es in der Schweiz seit dem Anfang des letzten Jahrhunderts. Einen Aufschwung erlebte diese in sehr verschiedenen Traditionen und Richtungen existierende Religion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Stetes Wachstum
Nach der Integration von Tibet in die Volksrepublik China und dem Aufstand von 1959 erbauten in der Schweiz aufgenommene Flüchtlinge ein Zentrum in Rikon im Kanton Zürich. Dieses Zentrum ist weit über die Schweizer Grenzen hinaus von Bedeutung.
Seither ist die Anzahl an Klöstern, Zentren und Meditationsgruppen stetig gewachsen. Flüchtlinge aus Vietnam haben die Zahl zugewanderter Buddhisten noch einmal stark vermehrt. 1978 wurde die erste Dachorganisation, die Schweizerische Buddhistische Union, gegründet.
Nach wie vor ist der Buddhismus durch Einwanderer geprägt, die unterschiedlichen Traditionen folgen. Doch buddhistisch geprägte oder auch nur inspirierte Meditationspraktiken erfreuen sich im Westen schon lange grosser Beliebtheit.
Kein Schöpfergott im Zentrum
Die Gründe dafür sind vielfältig. Sicher gehört dazu, dass man Buddhismus hier als offene Philosophie und Geisteshaltung versteht, und dass kein allmächtiger Schöpfergott im Zentrum steht.
Westlicher Buddhismus unterscheidet sich oft sehr stark von traditionellen asiatischen Formen des Buddhismus. Daraus ergeben sich nicht selten Spannungen zwischen Migrationsgemeinden, die den in ihrer Kultur verwurzelten Buddhismus leben, und westlich geprägten Buddhisten und Gemeinschaften.
Verlässliche Zahlen fehlen
Gemäss dem Bundesamt für Statistik lebten 2016 etwa 37’000 Buddhistinnen und Buddhisten in der Schweiz. Dies sind etwa 0.5 % der Gesamtbevölkerung. Verlässliche Zahlen dazu, wie viele sich der einen oder anderer Tradition verpflichtet fühlen, gibt es nicht.
Ausserdem geben Menschen, die sich zum Beispiel dem Zen-Buddhismus zuwenden, bei statistischen Erhebungen oftmals eine andere Religionszugehörigkeit an, der sie sich ebenfalls verpflichtet fühlen.
Liberal – politisch wie religiös
Die meisten Mitglieder dieser Gemeinschaften, die sich klar als Buddhistinnen und Buddhisten definieren, sind nach wie vor Zugewanderte. Sie gehören in der Schweiz zu den nichtchristlichen Minderheiten. Es gibt über 100 meist sehr kleine buddhistische Gruppen.
Die Mehrheit der praktizierenden Buddhisten sind Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. Buddhistische Gemeinschaften bezeichnen sich oft als liberal, in religiösen und politischen Angelegenheiten ebenso wie in ihrem Verständnis von Geschlechterrollen.
Das Begleitteam
Begleitmaterialien zur Reihe «WG der Religionen» wurden von einem Team des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Zürich erarbeitet:
- Margherita Brodbeck Roth, Fabienne Iff, Nora Luisa Kaiser, David Kobelt, Alice Küng, Prof. Dorothea Lüddeckens, Jill Marxer, Prof. Dr. Christoph Uehlinger