Das öffentliche Leben in der Schweiz ist geprägt durch zwei grosse Kirchen.
Die reformierten Landeskirchen sind kantonal organisiert, die römisch-katholische Kirche ebenso, wobei ihr klerikal-hierarchisches System aber in Bistümer gegliedert und letztlich dem Papst unterstellt ist.
Bis heute wird ein grosser Teil der gesetzlichen Feiertage durch die Tradition dieser beiden Kirchen bestimmt. Aber nur noch in wenigen Kantonen und Gemeinden ist die Bevölkerungsmehrheit klar einer der beiden Kirchen zugehörig.
Vielfalt der Schweizer Kirchen
Die religiöse Vielfalt nimmt zu, auch unter den Christen: Neben den zwei Grossen gibt es in der Schweiz eine Vielzahl kleinerer Kirchen und Gemeinden.
Die Christkatholische Kirche der Schweiz, die sich Ende des 19. Jahrhunderts von der römisch-katholischen Kirche gelöst hat, ist eine kleine Gemeinde mit langer Tradition.
In der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA haben sich diverse Freikirchen zusammengeschlossen.
Neugründung von Kirchen
Daneben gibt es orthodoxe und altorientalische Kirchen: die erste russisch-orthodoxe Kirchgemeinde der Schweiz wurde 1816 in Bern gegründet, in den letzten Jahren sind einige eritreische Kirchgemeinden neu entstanden.
Es gibt noch viele weitere solcher Ost-Kirchen, Peter Wittwer beschreibt diese am Beispiel von Zürich im Buch «Ein Stück Himmel auf Erden».
Nachwuchsfindung als Herausforderung
Jede dieser Kirchen hat ihre eigenen Herausforderungen: Die Kirchgemeinden mit langer Tradition in der Schweiz beschäftigen sich intensiv mit dem Mitgliederschwund. Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer treten aus ihrer Kirche aus oder pflegen ein distanziertes Verhältnis.
Freikirchen werden oft mit einer konservativen Werthaltung gleichgesetzt und müssen mit Kritik aus der Öffentlichkeit umgehen.
Etablierung ist schwierig
Wieder andere Probleme haben Kirchen, die sich in der Schweiz vor allem durch Zuwanderung etabliert haben: Die ersten Jahre in der Schweiz können – mit wenig Geld und auf der Suche nach geeigneten Räumen für Gottesdienste – schwierig sein.
Die meisten Kirchen haben Mühe, Nachwuchs für religiöse Betreuungspersonen (Priester, Pfarrerinnen, Seelsorger) zu finden.
«Ökumene» im Spannungsfeld
Die evangelisch-reformierten und die römisch-katholische Kirche besitzen in verschiedenen Städten und Gemeinden wenig genutzte Gebäude. Einige von ihnen bieten diese den sogenannten Migrations-Kirchen für deren Gottesdienste und als Treffpunkt an. Daraus entstehen Kontakte und Partnerschaften.
Wenn unterschiedliche christliche Kirchen zusammen einen Gottesdienst abhalten oder miteinander ins Gespräch kommen, spricht man von «Ökumene».
Die Spannung zwischen der Pflege der eigenen, besonderen Tradition und der Kooperation mit anderen Konfessionen verlangt immer wieder neue Aushandlungen.