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WG der Religionen Religion contra Wissenschaft – muss das sein? Version 1

Jesus konnte nicht über Wasser gehen, berechneten Physiker. Darwin fand Belege dafür, dass der Mensch nicht Gottes Schöpfung sein kann. Das Universum ist aus dem Nichts entstanden, bewies Stephen Hawking. Dennoch gibt es Menschen, die an einen Gott glauben, der das alles geschaffen haben soll.

In Streitgesprächen zwischen Gläubigen und Atheisten wird gerne auf beiden Seiten mit «der Wissenschaft» argumentiert.

Beide Seiten scheinen zu wissen, was Religion und vor allem was Wissenschaft ist. In der Regel verstehen sie Wissenschaft als Naturwissenschaft.

Diese lebt von wiederholbaren Versuchen, mathematischen Beweisen und evidenzbasiertem Wissen um Gesetzmässigkeiten. Religion ist hingegen von Tradition und Glauben geprägt.

Unüberbrückbare Differenzen?

Wer den Gegensatz zwischen Wissenschaft und Religion hervorheben will, beruft sich gerne auf radikale Positionen. Nicht immer geschieht das differenziert.

«WG der Religionen»

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Ein Christ, eine Muslimin, ein Jude, eine Buddhistin und ein Atheist erproben das interreligiöse Zusammenleben.

4 Folgen jeweils donnerstags. Ab 29.11.2018, 21:05 Uhr, SRF 1 und nach Ausstrahlung bei Play SRF .

Einzelne Geologen, Physiker, Mathematiker oder Biologen können genau so wenig als Vertreter für die Gesamtheit der Wissenschaft hingestellt werden wie ein Pfarrer, Guru oder Rabbi für die Religion.

Problematische Mischung

Religion und Wissenschaft zu vermischen, hält man heute meist für problematisch.

Als ein Geologe 2013 im Nationalpark des Grand Canyon Steine sammeln wollte, um Beweise für die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments zu finden, gaben ihm die Behörden keine Bewilligung dazu.

Er zog den Fall vor Gericht und argumentierte, das Verbot diskriminiere seine religiöse Überzeugung. Nur weil er eine andere Theorie über die Entstehung des Grand Canyon und der Welt habe, dürfe man ihn nicht aus dem Kreis der Wissenschaften ausschliessen.

Wer hat die Deutungshoheit?

In der Schweiz sind so genannte Kreationisten seltener als in den USA. Viele Wissenschaftler sind dennoch gläubig. Sie trauen ihrer Wissenschaft viel, aber keinen Allerklärungsanspruch zu.

Sie sind zum Beispiel überzeugt, dass es Phänomene gibt, die sich nicht oder noch nicht restlos mit evidenzbasierten wissenschaftlichen Methoden erklären lassen.

Eine Frage der Perspektive

Die Naturwissenschaften spielen bei diesen Diskussionen die Hauptrolle. Dabei könnten die Soziologie oder die Geschichtswissenschaft auch etwas zur Debatte beitragen.

Jede Wissenschaft hat eine bestimmte Perspektive: Physiker erklären zum Beispiel, warum ein menschlicher Körper im Wasser sinkt.

Gläubige und Theologen hingegen suchen nach dem verborgenen Sinn hinter der Geschichte von Jesus, der über das Wasser lief.

Der Religionswissenschaftler interessiert sich für das soziale und kulturelle Umfeld, in dem solche Geschichten erzählt, bekämpft, widerlegt oder geglaubt werden.

Das Begleitteam

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Begleitmaterialien zur Reihe «WG der Religionen» wurden von einem Team des Religionswissenschaftlichen Seminars der Universität Zürich erarbeitet:

  • Margherita Brodbeck Roth
  • Fabienne Iff
  • Nora Luisa Kaiser
  • David Kobelt
  • Alice Küng
  • Prof. Dorothea Lüddeckens
  • Jill Marxer
  • Prof. Dr. Christoph Uehlinger

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