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Viersprachige Comedy Das Lied, das die Schweiz retten soll

Das neue Musikvideo im Rahmen der Movetia-Stiftung für Austausch und Mobilität in der Schweiz bringt vier Comedians aus allen Sprachregionen zusammen – und präsentiert uns Schweizer Satire ausnahmsweise in gesungener Form.

Die Story: Der Bundesrat ruft nach Hilfe, die Politik hat es «nicht geschafft», also sollen vier von den günstigeren Comedians das Land mit einem Lied vereinen. Gedreht wurde mitten auf dem Bundesplatz – mitten in den Klischees, Missverständnissen und Reibereien, die die Schweiz ausmachen.

Comedy in vier Landessprachen: Das ist nicht einfach

Vier Sprachen, vier Regionen, vier Humorwelten – und ein gemeinsamer Song. Der rätoromanische Comedian Michel Decurtins nennt die Sprachhürden direkt: «Mein Französisch ist so eingerostet.» Auch kulturelle Unterschiede seien spürbar: Was in der Westschweiz als Hit gilt, sei für die Deutsch- oder Romanischsprachigen «nicht mal ein Tiktok-Video wert».


Gabriel Vetter betont die logistische Herausforderung: Allein ein gemeinsamer Termin zu finden sei «wirklich schwierig» gewesen. Und beim Schreiben des Lieds habe man ein Versmass gebraucht, das in allen Sprachen funktioniert.

Comedienne Ellis Cavallini aus dem Tessin nennt das Projekt einen «Intensivsprachkurs»: Alle hätten sich in Sprachen gewagt, die sie kaum beherrschen. Zum Dreh in Bern hat sie es wegen Stau am Gotthard nicht geschafft – stattdessen wurde sie auf dem Tablet zugeschaltet. Ob sich damit ein Klischee bestätigt hat, dass Tessiner immer zu spät kommen?

Comedy ist nur in seltenen Fällen universell

Humor funktioniert in der Schweiz oft nur regional. Decurtins nennt interne Romanisch-Themen als Beispiel, die «in der Deutschschweiz niemand versteht». Vetter erklärt, dass Dialekt-Finessen und regionale Klischees nur dort zünden, wo sie gelebt werden.

Bersinger erzählt, wie er falsch annahm, alle würden über frühes Deutschschweizer Nachtessen lachen – bis er merkte, dass das für den romanischsprachigen Kollegen gar kein Klischee war. Wortspiele mussten sie streichen, «weil sie nur in der eigenen Sprache Sinn ergeben». Cavallini zeigt es am italienischen Wortspiel «nonna-Lisa» von Mona Lisa. Auf Deutsch funktioniert der Witz nicht, weil «Grossmutter-Lisa» die Lautähnlichkeit verliert.

Doch es gibt Ausnahmen: Slapstick, Katzenvideos und, wie Decurtins sagt, «Pipi-Kaka-Witze». Vetter ergänzt, Witze funktionierten immer dort, «wo es menschelt».

Das Spezielle an der Movetia-Zusammenarbeit

Das Projekt lebt vom spielerischen Scheitern – und der Lust, Grenzen auszutesten. Decurtins beschreibt den Dreh auf dem Bundesplatz als «sehr komisch». Vetter nennt ihn «cringe», aber genau das liebe er an Comedy: Entweder werde es furchtbar oder sehr lustig.

Was ist Movetia?

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Die Movetia-Stiftung ist die nationale Agentur zur Förderung von Austausch und Mobilität im Bildungsbereich. Im Auftrag von Bund und Kantonen unterstützt sie Projekte wie Klassenaustausch, Austauschsemester oder Kooperationen zwischen Institutionen finanziell. Mit einer klaren Vision: Alle Jugendlichen nehmen während ihrer Ausbildung an einem Austausch teil.

Für Bersinger war das Beste, endlich Kollegen und Kolleginnen aus anderen Sprachregionen kennenzulernen. Cavallini schätzt die bereichsübergreifende Zusammenarbeit: ein Projekt, das «Menschen zusammenbringt» und das sie gerne wiederholen würde.

Inhaltlich nimmt das Video Klischees aufs Korn: Subventionen als Kitt der Schweiz, regionale Marotten, hohe Kaufkraft – und am Ende vergessen in allen Landesteilen alle die Abfallsäcke an der Kasse.

Die fiktive Bundesratsfrage «Haben wir die Schweiz vereint?» beantwortet das Video mit einem Nein. Aber vielleicht reicht es, wie Vetter sagt, wenn die Schweiz nicht immer miteinander, sondern einfach nebeneinander funktioniert.

SRF 1, Die Sendung des Monats, 23.11.2025, 21:45 Uhr ; 

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