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Bei den Olympischen Spielen Wie Chinas Eishockey-Team seine Ehre retten will

Das China-Eishockeyprojekt ist trotz Schweizer Hilfe «gescheitert». Dank einem Trick ist die Nation dennoch vertreten.

«Einem Team zuzusehen, das 0:15 geschlagen wird, ist für niemanden gut. Nicht für China und nicht fürs Eishockey.» Noch im September 2021 bekundete IIHF-Präsident Luc Tardif seine Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Teilnahme der chinesischen Männer-Eishockeynationalmannschaft an den Olympischen Spielen in Peking.

Den Befürchtungen um die mangelnde Konkurrenzfähigkeit Chinas zu trotz gab der Welt-Eishockey-Verband 2 Monate später schliesslich grünes Licht für die Olympia-Teilnahme. Im letzten Moment setzte China mit einem Griff in die Trickkiste den Rettungsanker. Das in Moskau stationierte chinesische KHL-Team «Kunlun Red Star» wird während der Olympischen Spiele die Rote Fahne Chinas auf der Brust tragen. Das Kader besteht überwiegend aus eingebürgerten Spielern aus Nordamerika.

Gescheitertes Projekt

Raeto Raffainer – Sportdirektor beim SC Bern und seit kurzem Mitglied im obersten Führungsgremium des Weltverbandes – fällte diese Entscheidung mit. Mit der ursprünglichen Vision der IIHF, den schnellen Mannschaftssport in China populärer zu machen, hat die Zusammensetzung des Olympiakaders wenig zu tun.

Kölliker leistete Eishockey-Entwicklungshilfe

Seit Jahren investiert China viel Geld zur Förderung des Olympia-Eishockey-Projektes – 2018 wollten chinesische Eishockeyspieler auch vom Know-How in der Schweiz profitieren. Der langerfahrene Spieler, Trainer und Sportchef Jakob Kölliker war im Projekt involviert und erinnert sich noch gut an die «Skills» der chinesischen Camp-Teilnehmenden: «Sie konnten schiessen, dribbeln und standen gut auf den Schlittschuhen. Da sah man keinen grossen Unterschied zu unseren jungen Spielern. Aber wenn sie die Scheibe nicht hatten, war das Spiel für sie gelaufen.»

Wenn der Erfolg nicht unmittelbar kommt, brechen sie alles ab und gehen gleich 180 Grad in die andere Richtung
Autor: Jakob Kölliker Eishockeytrainer

Für Kölliker ist unumstritten, dass es einer Utopie gleicht, in 4 Jahren ein professionelles Olympia-Team auf die Beine zu stellen. Dies sei auch der chinesischen Mentalität im Spitzensport geschuldet: «Eine Mannschaft kann man nicht von heute auf morgen aufbauen. Das dauert Generationen. In China ist es schwierig, etwas Längerfristiges aufzubauen. Wenn der Erfolg nicht unmittelbar kommt, brechen sie alles ab und gehen gleich 180 Grad in die andere Richtung.»

Hochkarätige Gegner erwarten die Chinesen

Am 9. Februar erfolgt in Peking das erste Bully des olympischen Eishockeyturniers. Man misst sich in der Gruppenphase mit den Schwergewichten Kanada und USA sowie den aufstrebenden Deutschen.

Inwiefern mischte sich der chinesische Staat in den Prozess der Kaderselektionen ein? Und was sagt Kölliker dazu? Im Videobeitrag (oben) erfahren Sie es.

SRF zwei, Sportpanorama, 30.01.2022, 18:00 Uhr ; 

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