Jeff Tomlinson schafft etwas, was ihm vor der Saison nur wenige zugetraut hätten. Der 52-jährige Kanadier ist mit dem Aufsteiger EHC Kloten voll im Kampf um die Pre-Playoffs involviert. Er ist der Meinung, dass die gute Stimmung in der Garderobe viel zum Erfolg beiträgt.
Tomlinson, der Motivator
Ebenfalls einen massgeblichen Einfluss auf den Erfolg hat jedoch Tomlinson selbst, der wegen einer Nierenkrankheit Ende Saison als Headcoach zurücktritt. Er ist bekannt dafür, mit vermeintlich kleineren Teams Grosses zu schaffen. Das hat er bereits in der Saison 2017/18 bewiesen, als er mit den Rapperswil-Jona Lakers in die National League aufstieg und den Cup gewann. Um diesen Erfolg zu landen, hatte er unter anderem Melvin Nyffeler in die «Rosenstadt» gelotst.
Der damals noch junge Torhüter sagt selbst, dass er zu jener Zeit noch viele Flausen im Kopf hatte: «Jeff ist in vielen Beziehungen wie ein Freund gewesen. Wenn es mal nicht gut lief, hatte er immer eine Schulter zum Anlehnen und sagte: ‹So schlimm ist es doch gar nicht.›» In der Retrospektive sagt der 28-Jährige, dass das für seine Entwicklung enorm wichtig gewesen sei. «Ich wollte immer so sein wie Tomlinson», so Nyffeler.
Ähnliches sagt auch Klotens Verteidiger Steve Kellenberger. Tomlinson habe immer ein offenes Ohr. Er führe sehr viele Gespräche mit den Spielern, und man könne auch immer die Taktik mit ihm besprechen.
Mit Softskills zum Erfolg
Auch weitere Personen in Tomlinsons Umfeld finden nur lobende Worte. So auch Klotens Sportchef Larry Mitchell. Er kenne keinen, der so gut motivieren könne wie der Kanadier. Und auch Anjo Urner, Geschäftsführer des EHC, hat eine Geschichte auf Lager, welche die einfühlsame Art des Kanadiers bestätigt: «Tomlinson weiss, wann Sandro Zurkirchens Frau Geburtstag hat und bringt ihr Blumen mit.»
Für Tomlinson selbst sind diese Werte enorm wichtig. Er wolle jeden Spieler einzeln kennenlernen und ziehe in der Garderobe niemals eine Show ab, sagt er. Für ihn ist essenziell, dass die Spieler ihn so kennen und erleben wie seine Frau zuhause.
Krankheit schränkt ihn ein
Doch wie bereits erwähnt, gibt es eine weitere Seite, welche Tomlinsons Leben prägt. Die Nierenkrankheit schränkt ihn in seinem Alltag als Trainer zu sehr ein. Sein Umfeld unterstützt ihn zwar bestmöglich, aber er kann trotzdem vieles nicht mehr machen wie früher. Der Trainerjob sei viel komplexer geworden. Das lange Videostudium oder gewisse Einheiten auf dem Eis sind wegen der Krankheit nicht mehr gleich machbar. Tomlinson leidet an Zystennieren, einer genetisch bedingten Störung der Filteraktivität der Organe. Von seinem Bruder erhielt er im Oktober 2019 eine Spenderniere.
Eigentlich dachte er, dass mit seiner Trainerkarriere bereits im letzten Frühling Schluss sei. Er wollte die Mannschaft nach dem Aufstieg aber nicht im Stich lassen. Deswegen hat er noch eine Saison angehängt und hilft jetzt mit bei der Trainersuche. Trotz des Rücktritts wird er dem EHC Kloten erhalten bleiben: Er wird in einer beratenden Funktion tätig sein und den neuen Trainerstab unterstützen.