Auch die Saison in der russischen Kontinental Hockey League KHL wurde vor einigen Tagen aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen. Für Sven Andrighetto waren die Playoffs zu diesem Zeitpunkt bereits vorbei. Mit Awangard Omsk scheiterte der 27-jährige Zürcher in den Achtelfinals mit 2:4 an Salawat Julajew Ufa. Im Interview blickt der ehemalige Spieler der Colorado Avalanche (2017 bis 2019) auf seine erste Saison in der KHL zurück.
Sven Andrighetto, wir erreichen Sie in Denver. Warum halten Sie sich in Colorado auf?
Ich bin seit 10 Tagen hier. Von Russland bin ich direkt hierher gekommen zu meiner Verlobten und ihrer Familie. Das ging gerade noch gut auf. Von der Schweiz hätte ich nicht mehr in die USA reisen können.
Stand auch eine Rückkehr in die Schweiz zur Debatte?
Ja, aber Denver ist die bessere Option. Das Haus der Eltern meiner Freundin ist sehr geräumig und verfügt über einen Kraftraum. Das hätte ich in der Schweiz nicht.
Blicken wir auf Ihr erstes Jahr in Russland zurück. Wie lautet Ihre Bilanz?
Ich habe sicherlich viel lernen können. Ich traf auf eine neue Kultur, neues Essen und neue Leute.
Mit General Manager Max Suschinski habe ich nie persönlich gesprochen.
Wie lief es eishockeytechnisch?
Es wird ein ganz anderes Eishockey gespielt als in der NHL oder an einer WM. Ich habe in der KHL mehr Technik erwartet, aber so war es gar nicht. Jeder Match war ein harter Kampf, die Defensive hatte Vorrang. Ich musste mich anpassen, denn ich liebe das schnelle Spiel.
Nati-Coach Patrick Fischer ruft während des Skype-Anrufes an. Andrighetto setzt das Gespräch dennoch fort.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Saison? (Andrighetto gelangen in 62 Spielen 13 Tore und 16 Assists, die Red.)
Natürlich ist es enttäuschend, dass wir in der 1. Playoff-Runde ausgeschieden sind. Im Vorjahr stand der Klub im Final. Ich nehme einen Teil der Schuld auf meine Schultern. Aber ich bin ein besserer Eishockey-Spieler geworden.
Der Präsident von Omsk äusserte nach dem Saisonende Kritik, auch an Ihnen. Wie gehen Sie damit um?
Mit General Manager Max Suschinski habe ich nie persönlich gesprochen. Aber es ist klar: Wenn es dem Team nicht läuft, stellt man die Leistungsträger und Ausländer infrage. Von Coach Bob Hartley erhielt ich im Exit-Gespräch positives Feedback. Das Ganze motiviert mich aber, um stärker zurückzukommen.
Sie haben für zwei Jahre unterschrieben. Bleiben Sie auch wirklich bei Awangard?
Ich werde diesen Vertrag erfüllen. Alles andere ist Spekulation.
Er pflegt einen tollen Kontakt mit allen Spielern, das schätzen wir sehr.
Die NHL bleibt dennoch Ihr klares Ziel. Wie sähe es 2021 aus: Könnten Sie sich einen Verbleib in Russland vorstellen oder zählt für Sie nur noch die Option NHL?
An das, was nachher kommt, will ich momentan gar nicht denken.
Könnte auch ein Wechsel in die Schweiz ein Thema werden?
Auch das will ich nicht ausschliessen. Die Schweiz hat eine tolle Liga mit sehr guten Spielern. Aber mir gefällt es in Russland. Ich werde dahin zurückkehren.
Vielen Dank für das Interview. Nun können Sie ja Patrick Fischer zurückrufen. Worum könnte es gehen?
Ich hatte zuletzt keinen Kontakt mit ihm, alle Nationalspieler erhielten ein E-Mail. Es wird darum gehen, wie es mir geht. Er pflegt einen tollen Kontakt mit allen Spielern, das schätzen wir sehr.
Wie war die Absage der Heim-WM für Sie?
Natürlich war es sehr enttäuschend, aber man konnte sich darauf vorbereiten.