Am Montag schrieb Alina Müller – einmal mehr – Schweizer Eishockey-Geschichte. In der neu gegründeten Professional Women's Hockey League (PWHL) wurde die 25-jährige Ausnahmestürmerin an dritter Stelle gezogen – als einzige Europäerin in den ersten zwei Runden.
Dass es Boston ist, war sehr emotional.
Beim Anlass in Toronto wurde die Winterthurerin von ihren Emotionen übermannt, nachdem sie von Boston gewählt wurde. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so ein cooles Gefühl ist», erzählt sie drei Tage später beim Interview mit SRF zurück in der Schweiz. «Ich war ein bisschen überwältigt von den Emotionen, vom ganzen Anlass.»
Draft als Höhepunkt im Leben
Da sie bereits im College 5 Jahre in der Hauptstadt des US-Bundesstaats Massachusetts gespielt hat, habe sie insgeheim gar gehofft, nicht als Nummer 1 oder 2 gewählt zu werden. «Dass es Boston ist, war sehr emotional». Sie habe dort super Freundschaften geschlossen und freue sich nun, ab November wieder dort zu sein.
Dabei hatte Müller zunächst noch überlegt, ob sich der lange Flug für den Draft «überhaupt lohnt». Begleitet von ihrer Mutter wurde Toronto zu einem «einmaligen Erlebnis, einem Lebens-Highlight», wie die 25-Jährige nun festhalten darf. «Es hat sich definitiv gelohnt.» Den Tag werde sie «nie mehr vergessen», so die Schweizerin.
Stolz auf die Vorbildrolle
Was Müller dabei besonders emotional machte, ist das Engagement fürs Fraueneishockey. «Wie viel sie in Amerika für das Frauenhockey machen, ist unglaublich.» Man habe immer davon gesprochen, dass es diese Profiliga geben werde. Dass sie nun mit Eishockey Geld verdienen und ihr Leben bestreiten könne, sei speziell, denn sie habe nicht wirklich daran geglaubt. Doch nun könne sie ihren «Traum leben. Es war so ein langer Weg.»
Was Müller zusätzlich stolz macht, ist die Tatsache, dass dies Auswirkungen auf die kommenden Generationen hat. Dass kleine Mädchen nun mit Frauen-Vorbildern aufwachsen können und wissen, «dass das mal ihr Job sein kann. Dass ich so jemand für eine andere Spielerin sein kann, ist mega cool», reflektiert Müller.
Die Schweizer Rekordhalterin erfüllt ihre Vorbildfunktion mit Stolz. Dass sie die Schweiz und auch ein wenig das Frauenhockey in Europa vertreten könne, sei nicht selbstverständlich. «Ich nehme das wahr. Und es ist schön, es mit etwas tun zu können, das ich gerne mache.» Auch im Ausland sei die Anerkennung «schon sehr gross». Und wenn sie zurück in die Schweiz komme, dann merke sie jeweils, dass die Leute stolz seien.
Diese Anerkennung und den Stolz ihrer Landsleute hat sie unter anderem am Donnerstag beim Spiel der ZSC Lions gegen den SC Bern hautnah im Stadion erlebt. Denn vor der Abreise nach Nordamerika trainiert und spielt Müller – die sich aktuell noch im Aufbau befindet – weiterhin für die ZSC-Frauen. Diese verpflichteten sie im August nach ihrem Abschluss an der Northeastern University für den Herbst.