Es ist eine kuriose Szene, die sich an der U20-WM im Spiel zwischen der Schweiz und Russland ereignet. Es steht 3:3, Russland greift in Überzahl an. Die Schweizer können sich jedoch befreien und einen Konter lancieren. Marco Lehmann will mit der Scheibe alleine auf das russische Tor losziehen. Dann wird er von Dmitri Samorukow gefällt.
- Ein klares Foul. Lehmann kommt jedoch wieder auf die Beine und setzt den Konter fort. Die Geschehnisse wiederholen sich. Wieder legt ihn sein russischer Gegenspieler. Die Schiedsrichter pfeifen ab, die Verwirrung ist komplett.
- Nicht nur die Teams und die Zuschauer, auch die kanadischen Kommentatoren fragen sich: Wie muss nun entschieden werden? Einen Penalty für die Schweiz und eine Strafe für Russland? Sieht zunächst ganz danach aus.
- Doch nachdem Lehmann mit seinem Versuch gescheitert ist, legt sich auch sein Teamkollege Philipp Kurashev den Puck in der Mitte zurecht. Es gibt für denselben Angriff also tatsächlich einen zweiten «penalty shot» (der ebenfalls vergeben wird). Womit die Kommentatoren vollends aus dem Häuschen sind. Ein Konter, 2 Penaltys? Das ist auch für sie neu: «I have never seen this before!»
Die Referees haben Recht. Denn: Der internationale Eishockeyverband hat festgelegt:
Wenn der Schiedsrichter einen Penalty anzeigt und vor dem Pfiff ein weiteres Foul begangen wird, erhält das foulende Team eine weitere Strafe. Unabhängig davon, ob der gefoulte Spieler nach dem Foul oder beim ersten Penalty ein Tor erzielt.
Hat die Schweiz also hier fahrlässig die Chance vergeben, von 3:3 auf 5:3 davonzuziehen? Mitnichten. Denn, um die Verwirrung komplett zu machen: Laut Regelbuch heisst es übersetzt:
Wenn demselben Team in der gleichen Szene wegen zwei verschiedener Fouls zwei Penaltys zugesprochen werden, kann daraus nur ein Tor erzielt werden. Resultiert der erste Versuch in einem Tor, wird der zweite Penalty automatisch gestrichen. Ansonsten wird mit dem zweiten Versuch fortgefahren.
Sendebezug: SRF 3, Morgenbulletin, 31.12.2018, 7 Uhr