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Letzte Partie in der Schweiz Andres Ambühl: «Noch ist es eigentlich wie jedes Jahr»

Am Tag der Arbeit schnürt Andres Ambühl im WM-Vorbereitungsspiel gegen Schweden in Kloten ein letztes Mal als Profi seine Schlittschuhe auf Schweizer Eis. Ein Spiel, wie jedes andere – zumindest fast.

Andres Ambühl.
Legende: Ein letztes Heimspiel steht noch bevor Für Andres Ambühl. KEYSTONE/Ennio Leanza

Noch fühlt sich Andres Ambühl nicht als Sportrentner. Während draussen die Sonne schon frühsommerlich die Luft aufheizt, kurvt der Davoser Kultstürmer unbeirrt über das Eis im Klotener Schluefweg. Keine Spur von Müdigkeit, keine Spur von Spezialbehandlung auch. Oder wie es Nationalcoach Patrick Fischer formuliert: «Der Fokus muss immer auf der Mannschaft sein. Wir nehmen nicht einfach jemanden mit, von dem wir das Gefühl haben, er bringt nichts.»

Kaum einer zweifelt allerdings daran, dass Ambühl sich seinen Platz noch einmal, für eine 20. WM, verdienen wird. «Wir kennen seine Fähigkeiten, er ist ein unglaublich vielseitiger Spieler», macht auch Fischer klar. «Er ist ein Phänomen, von Anfang an und in jedem Training vorne dabei.» Ambühl selber wirkt wie oft fast ein wenig amüsiert über den Trubel, der um ihn herrscht. Dass er am Donnerstagabend gegen Schweden sein letztes Spiel in der Schweiz bestreiten wird, bringt ihn nicht aus dem Häuschen.

Frau und Töchter auf der Tribüne

«Im Moment fühlt es sich eher wie ein normales Spiel an», meint er nach dem Training. «Es geht einfach darum, einen guten Match zu zeigen. Und ja, vielleicht kommen ein paar Leute auch wegen mir.» Zum Beispiel seine Familie, mit den drei und fünf Jahre alten Töchtern. Für den 41-jährigen Veteranen ist es aktuell eine WM-Vorbereitung, wie er sie in seiner Karriere schon so oft erlebt hat wie kein anderer Spieler weltweit.

Das Bewusstsein, dass es mit der Hockeykarriere bald vorbei sein werde, sei ja nun schon seit einiger Zeit da. «Den Entscheidungsprozess habe ich ja schon länger hinter mir», sagt er. Dass ihm dieser schwer fiel, bestreitet er nicht. Sobald der Entscheid im Februar gefallen war, sei es einfacher geworden. «Da habe ich mich auch abgefunden und konnte damit umgehen.»

Sogar den Nationaltrainer überrascht

Dies zeigt sich auch am Verlauf dieser letzten National-League-Saison. «Am Anfang dachte ich, dass es für ihn schwierig wird mit einem weiteren Aufgebot», gibt Patrick Fischer zu. Doch Ambühl wurde immer besser, fand zu alter Stärke zurück und erhielt auch im Klub wieder mehr Eiszeit und Gelegenheit, sich zu entfalten. In den Playoffs, in denen man Zug deutlich schlug und als einziges Team dem späteren Meister ZSC Lions zwei Niederlagen zufügen konnte, war er der beste Schweizer beim HCD.

Cool und nicht selbstverständlich

Damit brachte sich Ambühl wieder in die Position, um um eine WM-Teilnahme kämpfen zu können. Dass es die 20. wäre, spielt ihm dabei keine grosse Rolle, den Rekord hält er ohnehin schon länger. «Es würde mir aber viel bedeuten, einfach nochmals eine WM spielen zu können», sagt der zweifache WM-Silbermedaillengewinner. «Das ist nie selbstverständlich und das coolste, was man nach einer Meisterschaft mit dem Klub noch erleben kann.»

Im Moment ist es für Ambühl noch «Business as usual». Er bereitet sich auf die WM vor, spielt diese mit grosser Wahrscheinlichkeit und dann ist die Saison fertig. «Das Bewusstsein, dass es wirklich zu Ende ist, kommt dann wahrscheinlich erst später», glaubt er. Das Hockey wird ihm mit Bestimmtheit fehlen, auf mehr Zeit mit der Familie freut er sich aber sehr. Da passt es, dass diese am Donnerstag beim «Spiel, wie jedes andere», das es eben doch nicht ganz ist, dabei ist.

Übersicht

SRF zwei, sportlive, 25.4.2025, 21:40 Uhr ; 

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