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Quenneville entlassen: Beach macht Vorfälle aus dem Jahr 2010 publik
Aus Sport-Clip vom 29.10.2021.
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Blackhawks unter Beschuss Opfer spricht nach 11 Jahren: Missbrauchsskandal erschüttert NHL

Sexueller Missbrauch bei den Blackhawks im Meisterjahr 2010: Was sind die Konsequenzen? Und wieso hat der Skandal erst jetzt Folgen?

Im Mai dieses Jahres klagte ein Spieler von Chicagos Meistermannschaft 2010 die Organisation der Blackhawks an. Am vergangenen Dienstag dann erschütterte der Untersuchungsbericht die NHL. Und deckte schonungslos Versäumnisse auf – sowohl bei den Blackhawks als auch der Liga selbst. Unterdessen gab der zuvor anonyme Kläger in einem TSN-Interview seine Identität bekannt. Es ist Kyle Beach, der heute bei Erfurt in der dritthöchsten deutschen Liga Eishockey spielt.

Was ist passiert?

Der damals 20-Jährige wurde von den Blackhawks im Jahr 2010 für die Play-offs aus der AHL in den Profikader hochgezogen. In diesem Zeitraum soll ihn Video-Trainer Brad Aldrich sexuell missbraucht haben. Nach Saisonende wurde der von Beach beschuldigte Assistenztrainer vor die Wahl gestellt: Kündigung oder Untersuchung des Falls. Er entschied sich für den Rücktritt.

4 Jahre später wurde Aldrich nach sexuellen Übergriffen gegen einen 16-jährigen Eishockeyspieler zu 9 Monaten Gefängnis verurteilt.

Was sagt Beach?

Beach erzählte gegenüber TSN mit zittriger Stimme: «Der gestrige Tag war ein Tag vieler Emotionen. Ich habe geweint, gelacht und wieder geweint. Meine Freundin und ich haben nicht wirklich gewusst, wie wir uns fühlen sollen. Das ist ein grossartiges Gefühl der Erleichterung. Es ist nicht mehr länger nur mein Wort gegen das vieler anderer, weil viele Dinge publik gemacht wurden.»

Was haben Quenneville und Co. damit zu tun?

Der Erstrunden-Pick von 2008 vertraute sich nach eigenen Angaben einem Skills-Coach der Blackhawks an, wenig später beriet darüber laut Untersuchungsbericht ein kleiner Kreis von Führungskräften. Dem gehörte der damalige Chicago-Trainer Joel Quenneville offenbar ebenso an wie General Manager Stan Bowman.

Die Verantwortlichen unternahmen damals: nichts. Einer von ihnen soll sogar gesagt haben, dass die Chance auf den Stanley Cup wichtiger sei als die Anschuldigung eines sexuellen Übergriffs. Erst nach der Saison stellte man sich der Affäre – indem man Aldrich zum Rücktritt drängte.

Was sind die Konsequenzen?

Aufgrund des Vorfalls war am Dienstag bereits Blackhawks-Geschäftsführer Bowman zurückgetreten – ebenso als General Manager des US-Olympia-Eishockeyteams. Der heutige Florida-Headcoach Quenneville folgte nach Gesprächen mit NHL-Commissioner Gary Bettman am Freitag. Zudem wurde der Klub aus Chicago mit einer Geldstrafe von 2 Millionen Dollar belegt.

Für Beach sind das «grosse Schritte in die richtige Richtung», doch er betont auch: «Mein Kampf fängt erst richtig an.» Ziel sei eine neutrale Anlaufstelle für Betroffene.

Auch Bowmans damaliger Assistent Kevin Cheveldayoff, heutiger General Manager von Winnipeg, soll laut dem Untersuchungsbericht davon gewusst haben, etliche Spieler des damaligen Meisterteams ebenfalls. Cheveldayoff musste sich am Freitag Bettman erklären. Die NHL erklärte, man sei zu dem Schluss gekommen, dass Cheveldayoff «nicht für die unangemessenen Entscheidungen der Blackhawks verantwortlich» war.

Was sagt die NHL? Was sagen die Blackhawks?

Die NHL gibt Versäumnisse offen zu. Er sei «entsetzt» darüber, wie schlecht Beach bei seiner Klage unterstützt wurde und bedauere «alles, was er durchgemacht hat», sagte NHL-Commissioner Bettman: «Ich bewundere Kyle Beach für seinen Mut, sich zu melden.»

Die Blackhawks liessen auf Twitter in einem Statement verlauten, es sei unentschuldbar, dass man damals nicht umgehend auf den Missbrauch reagiert habe.

SRF 3, Abendbulletin, 29.10.21, 17:10 Uhr;

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