Mark Streit, seit dem Stanley-Cup-Sieg mit Pittsburgh ist genau ein Monat vergangen. Woran denken Sie besonders gerne zurück?
Streit: An den Moment, als ich den Pokal auf dem Eis erhalten habe und ihn in die Luft stemmen konnte. Das war ein sehr emotionales Erlebnis, mit viel Freude verbunden.
Auch wenn sie im Final nicht eingesetzt wurden.
Ich denke, dass ich ein Teil der Mannschaft war, dass ich durchaus meine Rolle hatte. In den Playoffs konnte ich immerhin drei Spiele bestreiten. Aber klar, es war eine riesige Herausforderung, mit meiner ungewohnten Position als Ersatzspieler umzugehen. In der Vergangenheit war ich in vielen Teams ein Leader, dort hatten wir es aber nicht in die Playoffs geschafft oder waren früh gescheitert. Nun erhielt ich die Möglichkeit, in einem Top-Team dabei zu sein, meinen Teil zum Titel beizutragen. Deshalb habe ich mich trotz meiner ungewohnten Rolle unglaublich über den Erfolg freuen können.
Die erste Zeit nach dem Trade war schwierig
Sie wurden Anfang März innerhalb von einem Tag von Philadelphia über Tampa Bay nach Pittsburgh getradet. Ihre Tochter kam 3 Monate davor zur Welt...
Richtig. Da hofft man natürlich nicht, dass man getradet wird, dass man innerhalb weniger Stunden seine Sachen packen und umziehen muss. Direkt nach dem Trade waren wir mit den Penguins 10 Tage auf einem Auswärts-Trip an der Westküste. Das war eine schwierige Zeit. Ich muss meiner Frau ein grosses Kränzchen winden. Sie hat den Umzug mit einem dreimonatigen Kind quasi im Alleingang organisiert. In Philadelphia lassen wollte ich die Familie nicht, 2-3 Monate ohne sie hätte ich es nicht ausgehalten.
Sie spielen und leben inzwischen seit 12 Jahren in Nordamerika. Sind Sie neben dem Eis zum Nordamerikaner geworden?
In gewissen Belangen bin ich tatsächlich vielleicht mehr Amerikaner als Schweizer. Aber meine Herkunft, die Werte, die habe ich von der Familie und dadurch habe ich einen riesen Bezug zur Heimat, zur Schweiz. Ich weiss die Vorteile beider Länder sehr zu schätzen.
In welchen Bereichen sind Sie denn mehr Amerikaner?
Der «Way of Life», die positive Einstellung zum Leben und die Unbekümmertheit der Amerikaner, ihre Freundlichkeit, das imponiert mir. Die Weite, die das Land zu bieten hat. Diese Dinge schätze ich sehr. Ich habe viele gute Menschen in den USA kennenlernen dürfen.
Das Eishockey in den USA ist mehr auf mich zugeschnitten als jenes in der Schweiz.
Sie schlossen in Interviews zuletzt aus, noch einmal in der Schweiz zu spielen. Weshalb?
Das Schweizer Eishockey ist anders als jenes in den USA, schon nur wegen dem grösseren Eisfeld. Am Punkt, an dem ich derzeit in meiner Karriere stehe, ist das Spiel in den USA mehr auf mich zugeschnitten als jenes in der Schweiz. Es ist nicht so, dass ich absolut keine Lust habe, in der Schweiz zu spielen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mir damit nicht den grössten Gefallen machen würde (lacht). Es ist mein Ziel, meine Karriere in Nordamerika zu beenden.
Sie warten als Free Agent darauf, für nächste Saison von einem NHL-Team verpflichtet zu werden. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, für welche Franchise würden Sie gerne noch auflaufen?
Es gibt viele coole Teams in der NHL. Noch einmal in Montreal spielen zu können, wo die Anfänge meiner NHL-Karriere waren, das wäre eine schöne Geschichte. Mein Lieblingsteam in der NHL waren als Kind immer die Chicago Blackhawks. Das wäre eine supertolle Adresse. Tolle Stadt, tolle Organisation. Unter dem Strich kann ich meine nächste Station aber wenig beeinflussen. Entscheidend ist daher einfach, dass es für mich und meine Familie stimmt.
Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 09.07.2017, 18:15 Uhr