Die vorletzte Minute im letzten Spiel der Regular Season, es steht 2:2. Bei Langenthal muss Keeper Philip Wüthrich einem 6. Feldspieler weichen. Gegner Winterthur gelingt der «Empty Netter», für den SCL steht der 6. Tabellenrang fest. Weil gleichzeitig Leader Kloten Thurgau unterliegt, bleibt die geschilderte Szene ohne Auswirkung.
Wir sind Sportler und wollen jedes Spiel gewinnen.
Dennoch wirft Wüthrichs Auswechslung danach hohe Wellen. Der unterschwellige Vorwurf: Langenthal wollte verlieren, um in den Playoff-Viertelfinals auf Erzfeind Olten und nicht Visp zu treffen. Das heimische Langenthaler Tagblatt schreibt von der «These der geplanten Niederlage», und: Für die Fans gebe es nach der schwachen Vorstellung «die Hoffnung, dass die [...] Niederlage geplant war.»
SCL-Sportchef Kevin Schläpfer wehrt sich: «Ich will vehement klarstellen, dass wir auf keinen Fall verlieren wollten», betont er gegenüber SRF. «Wir sind Sportler, wollen jedes Spiel gewinnen und soweit nach vorne kommen, wie möglich.»
Dass ein Duell gegen Olten attraktiv ist, liegt auf der Hand. Das Stadion ist im Derby jeweils zum Bersten voll. Während die Oltner Aufstiegshoffnungen hegen, soll das Derby den Langenthalern Geld in die Kassen spülen. «Ein Traum, ein Highlight – volle Stadien und tolle Spiele», herrscht bei Schläpfer Vorfreude.
Der Aufstieg ist für Langenthal illusorisch. Infrastruktur sowie Finanzen genügen den Ansprüchen der National League nicht. So hatte der Vorjahresmeister der Swiss League auf die Ligaqualifikation gegen Rapperswil verzichtet – nachdem man im Halbfinal ausgerechnet Olten eliminiert hatte.
Für die Finanzen – und das Wohlwollen der Bevölkerung
Sich in den Viertelfinals von seiner besten Seite zu zeigen, ist für die Langenthaler dennoch zukunftsweisend. Am 15. März steht die Abstimmung darüber an, ob die Planungskosten für ein neues Stadion von der Stadt finanziert werden sollen. «Wir sind davon abhängig», bekräftigt Schläpfer. 2031 wird das Stadion im Schoren sowieso abgerissen. Der Baurechtsvertrag läuft aus.
Die Prognosen sind aus Sicht des Klubs jedoch bescheiden. Die Erhöhung des Unterstützungsbeitrags an den Langenthaler Nachwuchs wurde anfangs Februar von der Stimmbevölkerung an der Urne abgeschmettert. Da nutzte auch nichts, dass die Talentförderung als beispielhaft gilt. Und mit Sven Bärtschi gar einen späteren NHL-Spieler hervorbrachte.
Sendebezug: SRF 4, Abendbulletin, 16.02.2020, 17:17 Uhr