Die norwegische Offensive versucht es in der Schlussphase noch einmal, dringt in die Defensivzone der Schweizer ein. Sorgen bereitet das Nati-Trainer Patrick Fischer kaum. Tatsächlich: Ein weiteres Mal löst ein hellwacher Janis Moser die Aufgabe mit einer Ruhe und Abgeklärtheit, die für einen 24-Jährigen verblüffend ist. Wie bei den Tampa Bay Lightning gehört der Verteidiger auch im Schweizer Nationalteam zu den Stützen.
Schnitt, Sprung zurück ins Jahr 2018: Moser ist 17 Jahre alt, hat soeben die Beförderung in die 1. Mannschaft des EHC Biel geschafft. Im Interview erzählt er damals, er habe zwar nicht gedacht, es schon so früh ins Fanionteam zu schaffen, aber klar: «Träumen kann man alles.»
Aus Vorbild Josi wurde Gegner Josi
Zu den grossen Träumen passt, dass er damals das Trikot mit der Nummer 90 wählt – Roman Josis Rückennummer. Moser kann ja nicht ahnen, dass er sich schon bald mit einem der grössten Schweizer Eishockeyspieler aller Zeiten in der besten Liga der Welt messen wird. Dass Josi für ihn ein Vorbild bleibt, ändert sich auch 2025 nicht: «Er ist einer der weltbesten Verteidiger. Ich habe für mich noch keine bessere Taktik gefunden, als von den Besten abzuschauen.»
Zurück zum Teenager Moser: 2020 sind die Ambitionen mit den Leistungen des Seeländers gewachsen. Er hält selbstbewusst und doch mit einer Prise Vorsicht fest: «Wenn der Plan so weitergeht, bestehen gute Chancen, dass ich den NHL-Traum erfüllen kann.»
Die USA machten aus Janis «J.J.»
Mittlerweile blickt Moser auf 4 NHL-Saisons zurück. Was hat das aus dem früheren Bieler Junior gemacht? Er sei schon «amerikanischer» geworden, gibt er lachend zu. Zunächst habe er sich gegen die typische Bequemlichkeit gewehrt. Doch mittlerweile steige er nicht mehr aus dem Auto aus, um Bargeld abzuheben, lasse sich gerne das Abendessen nach Hause liefern. «Amerikanisch» ist jenseits des grossen Teichs auch sein Name. Aus Janis Jérôme wurde «J.J.».
Hier in den USA geht es schnell, dass man das Gefühl hat, man sei der ‹geilste Siech›.
Dennoch, resümiert «J.J.», habe sich gar nicht so viel verändert. Am allerwenigsten sein Wertekompass. Nach wie vor sei ihm Bodenhaftung wichtig. Man werde schon ab und an verleitet zu denken, man sei «der geilste Siech». Da sei auch das Umfeld wichtig, um geerdet zu bleiben. Auch ein Bruttolohn von 3 Millionen Franken pro Jahr vermöge das im Grundsatz nicht zu verändern: «Beim Einkaufen achte ich vielleicht weniger auf Aktionen als früher. Aber es ist wichtig, sich vor Augen zu führen, dass die wirklich wichtigen Sachen nicht viel mit Geld zu tun haben.»
Doch so sehr sich Moser treu geblieben ist, seine Träume haben fliegen gelernt. Sie lauten nicht mehr Biel oder NHL, sondern: «Weltmeister, Olympiasieger, Stanley-Cup-Champion.»