Wie ein Befreiungsschlag wirkte der mühselig erkämpfte 3:1-Sieg gegen Dänemark am Montagabend in Prag für die Finnen nicht wirklich. In den ersten beiden Dritteln war «Suomi» gegen bescheidene Dänen, bei denen mit Joachim Blichfeld auch noch der gefährlichste Stürmer fehlte, erfolglos angerannt.
Und selbst nach einem Doppelschlag zum 2:0 mussten die finnischen Anhänger nochmals zittern, ehe der Pflichtsieg dank eines Empty-Netters kurz vor Schluss unter Dach und Fach war.
Historisches Aus droht
Noch nicht unter Dach und Fach ist indes die Viertelfinal-Qualifikation der Finnen. Es besteht weiterhin die Gefahr, dass «Leijonat» (Die Löwen) erstmals an einer WM überhaupt den Vorstoss in die Runde der letzten 8 verpasst. Und wer könnte dabei das Zünglein an der Waage spielen? Genau, die Schweiz.
Gewinnt Österreich am Dienstagmittag nämlich nach 60 Minuten gegen das bereits als Absteiger bekannte Grossbritannien, muss Finnland am Abend gegen die Nati punkten, sonst ist das vor dem Turnier Unvorstellbare Tatsache. Denn bei Punktgleichheit hätten die Österreicher aufgrund des dramatischen Last-Second-Sieges im Direktduell die Nase vorne.
Team geniesst wenig Kredit
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass Finnland, notabene der Olympiasieger und Weltmeister von 2022, um den Viertelfinal-Vorstoss bangen muss? Der finnische Journalist Kasperi Kunnas sieht dafür folgende Gründe:
- Fehlende Qualität im Kader: «In diesem Jahr fehlen die grossen NHL-Verstärkungen. Unser grösster Star, Mikael Granlund, hat bisher nicht genug Support erhalten von seinen Teamkollegen. Er kann nicht alle Chancen alleine kreieren, ohne Hilfe sieht es schlecht aus.»
- Negativer Trend: «Die Juniorenteams Finnlands haben in den letzten Jahren kaum Medaillen geholt. Zudem hatten wir nicht mehr so viele NHL-Perspektivspieler auf Topniveau. Ich glaube, das finnische Eishockey steckt aktuell in einer kleinen Krise.»
Zwar hat Finnland das Weiterkommen noch immer in den eigenen Händen, das Vertrauen in diese Mannschaft sei aber auch in der finnischen Bevölkerung nicht so gross wie sonst: «Würde man jetzt eine nationale Umfrage machen, ob Finnland den Viertelfinal erreicht, wäre das Resultat wohl zirka 50:50», glaubt Kunnas.
Wiedersehen guter Freunde
Wer weiss, vielleicht erhält Finnland unverhofft Schützenhilfe von den Briten und steht schon vor dem Duell mit der Schweiz als Viertelfinal-Teilnehmer fest. Dies würde Captain Granlund das Wiedersehen mit zwei guten Freunden zusätzlich versüssen.
Mit Nino Niederreiter spielte der finnische NHL-Star während insgesamt 7 Jahren und in zwei Teams (Minnesota/Nashville) zusammen. Aus seinen 4 Jahren bei den Predators kennt Granlund zudem auch Roman Josi bestens.