Roman Josi, Kevin Fiala, Nico Hischier, Timo Meier: Ihnen gehört nicht nur die grosse Mehrheit der Schlagzeilen in der Schweizer NHL-Berichterstattung. Sie sind es auch, die von ihren NHL-Klubs Ende Monat am meisten Geld auf das Konto überwiesen bekommen.
Die Schweizer NHL-Topverdiener in der Saison 2024/25:
Timo Meier | 11,1 Mio. USD |
Roman Josi | 9,0 Mio. USD |
Kevin Fiala | 8,75 Mio. USD |
Nico Hischier | 7,75 Mio. USD |
Im Vergleich zum genannten Quartett ist Jonas Siegenthaler mit seinem Jahreslohn von 4 Millionen US-Dollar überspitzt gesagt ein «Kleinverdiener». Der Zürcher hat sich in Nordamerika allerdings längst einen Namen als verlässlicher Defensiv-Verteidiger gemacht.
Die Leute, welche von mir 10 Tore pro Saison erwarten, verstehen wohl einfach nichts vom Eishockey.
Während Meier, Fiala, Hischier und selbst Josi als Offensiv-Verteidiger an den Skorerpunkten gemessen werden, liegt Siegenthalers Wert in geblockten Schüssen und gewonnenen Zweikampf-Duellen. Der 28-Jährige ist einer, der die «Drecksarbeit» zelebriert.
Gegentore verhindern ist auch eine Stärke
Dass seine Leistungen in den Medien weniger Beachtung finden und seine Qualitäten unterschätzt werden, stört Siegenthaler nicht im Geringsten. «Die Leute, welche von mir 10 Tore pro Saison erwarten, verstehen wohl einfach nichts vom Eishockey», meint der Verteidiger der New Jersey Devils im Interview mit SRF Sport am Rande der Eishockey-WM.
Es reicht ihm völlig, wenn seine Trainer und Teamkollegen die Stärken erkennen, welche er zu bieten hat. Statistisch gesehen gehört Siegenthaler inzwischen zu den besten NHL-Verteidigern, wenn es darum geht, Gegentore zu verhindern. Vereinfacht heisst das: Steht der Zürcher auf dem Eis, kassieren die Devils im Durchschnitt die wenigsten Gegentore.
Das Comeback war nicht so geplant. In den Playoffs haben sich aber zwei Verteidiger verletzt, deshalb musste ich einspringen.
Vorgezogenes Comeback
Auf dem Eis steht Siegenthaler erst seit kurzer Zeit wieder. Anfang Februar verletzte er sich am Unterkörper und musste sich operieren lassen. Über zweieinhalb Monate später gab Siegenthaler in Spiel 3 des Playoff-Achtelfinals gegen Carolina sein Comeback – aus der Not heraus und eigentlich zu früh: «Geplant war das nicht so. In den Playoffs haben sich aber zwei Verteidiger verletzt, deshalb musste ich einspringen.»
Natürlich habe er sich zuvor vom Arzt noch grünes Licht geben lassen, so Siegenthaler. «Bei 100 Prozent war ich aber sicher noch nicht. Im Nachhinein war ich aber sehr froh, dass ich noch in den Playoffs das Comeback gab.»
Zu mehr als 3 Spielen reichte es Siegenthaler nicht mehr, zumal die Devils mit 1:4 an den Hurricanes scheiterten und den Anfang Saison gehegten hohen Erwartungen – auch aufgrund des grossen Verletzungspechs – erneut nicht gerecht wurden.
Medien auf falsche Fährte gelockt
Trotz dem frühen Playoff-Aus rechnete man in der Schweiz nicht so richtig mit einer WM-Teilnahme Siegenthalers. Aus den Saisonend-Meetings von New Jersey wurde vernommen, dass sich der Zürcher eigentlich noch mitten in der Reha befindet.
Umso überraschender kam wenige Tage später die Zusage für die WM: «Ich hatte vor jenem Interview noch nicht mit dem Sportchef gesprochen, deshalb wollte ich noch nicht zu viel sagen. Vielleicht wollte ich es auch einfach etwas spannend machen», erzählt Siegenthaler.
Nun weilt er mit der Nati in Herning und will mit dem Team Grosses vollbringen, ohne dabei aber ein konkretes Ziel zu nennen: «Wir sind sehr überzeugt von uns. Es gilt, nicht zu weit vorauszuschauen und Spiel für Spiel unsere bestmögliche Leistung abzurufen. Am Schluss sehen wir dann, wo wir stehen.»