Das österreichische Eishockey erlebt in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung. Seit 2020 wurden 6 Österreicher in der NHL gedraftet, 3 davon sogar in der 1. Runde. Zum Vergleich: Aus der Schweiz wurden im selben Zeitraum «nur» 5 Spieler im NHL-Draft berücksichtigt, davon einzig Lian Bichsel in der 1. Runde.
Draft-Jahr | Österreich | Schweiz |
---|---|---|
2023 | David Reinbacher, 1. Runde | Rodwin Dionicio, 5. Runde |
2022 |
Marco Kasper, 1. Runde Vinzenz Rohrer, 3. Runde |
Lian Bichsel, 1. Runde |
2021 | - |
Janis Moser, 2. Runde Brian Zanetti, 4. Runde Simon Knak, 6. Runde |
2020 |
Marco Rossi, 1. Runde Thimo Nickl, 4. Runde Benjamin Baumgartner, 6. Runde |
- |
Schockierende Diagnose
Einer dieser «First Round Picks» auf Seiten unseres Nachbarlandes ist Marco Rossi. Damals 18-jährig, wurde der Center aus Feldkirch 2020 an 9. Stelle von den Minnesota Wild gezogen. Dem für Eishockey-Massstäbe eher kleingewachsenen Rossi (1,76 m) wurde der baldige Durchbruch in Nordamerika zugetraut, doch Corona bremste den Stürmer nur wenige Wochen nach dem NHL-Draft abrupt aus.
Nach unzähligen Tests im Trainingscamp von Minnesota stellte sich heraus, dass eine von der Covid-Infektion ausgelöste Herzmuskelentzündung der Grund für Rossis gesundheitliche Misere war.
In der gesamten Saison 2020/21 bestritt Rossi nur gerade 5 Spiele, eines davon in der National League bei den ZSC Lions. Der Österreicher war bereits im Jahr 2014 nach Zürich gestossen, um seine Ausbildung in der Schweiz bei den GCK Lions und später beim ZSC voranzutreiben. Nach 4 Einsätzen an der U20-WM ging es für den Erstrunden-Pick aber nicht mehr weiter, Rossi musste 1 Jahr pausieren, um sein Herz zu schonen.
Verspäteter Durchbruch
Zur Spielzeit 2021/22 meldete sich Rossi zurück, benötigte auf seinem steinigen Weg zurück aber viel Geduld. In Nordamerika kam er in der NHL kaum zum Einsatz und musste in der AHL krampfen, auch die Saison 2022/23 verbrachte der Stürmer mehrheitlich im Farmteam der Minnesota Wild, den Iowa Wild.
Für Rossi waren aller guten Dinge 3, denn in der laufenden Saison und knapp 3 Jahre nach seiner fatalen Corona-Erkrankung gelang dem Österreicher der NHL-Durchbruch. Zwar verpassten die Minnesota Wild die Playoffs, für Rossi persönlich war es aber dennoch eine gute Saison. Der mittlerweile 22-Jährige fehlte in der Regular Season in keinem der 82 Spiele und liess sich in seinem «Rookie»-Jahr als Vollzeit-NHL-Akteur gleich einmal 40 Skorerpunkte (21 Tore) gutschreiben.
Noch produktiver als Rossi waren in der abgelaufenen NHL-Qualifikation nur 4 andere «Rookies», darunter mit dem Kanadier Connor Bedard (22 Tore/39 Assists) ein weiterer Spieler, der an der WM in Prag auf die Schweiz trifft.
Bedard ist für die Nati aber erst Zukunftsmusik. Die Gegenwart heisst Österreich – mit einem Marco Rossi, der zwischenzeitlich um sein Herz bangte und 3,5 Jahre später nach seiner starken NHL-Saison nun auch an der WM durchstarten will.