Am Donnerstag um 22:39 Uhr lag sich gefühlt ganz Dänemark in den Armen. Und das in einem Land, in welchem Eishockey im Vergleich mit Handball oder auch Fussball einen deutlich kleineren Stellenwert hat.
Es brauchte nicht weniger als eine der grössten Sensationen an einer Eishockey-WM überhaupt, um dieses Feuer zu entfachen. Herning als WM-Austragungsort, so richtig warm wurde man nicht damit. Doch der Viertelfinal zwischen Dänemark und Kanada stellt vieles, was in Sachen Stadion-Erlebnis doch eher bescheiden war, in den Schatten.
Wie Tag und Nacht
Die beiden Viertelfinals in Herning stehen irgendwie sinnbildlich für die vergangenen zwei WM-Wochen in der Stadt mit gut 50'000 Einwohnern im mittleren Jütland. Im Nachmittagsspiel zwischen der Schweiz und Österreich war der Rahmen einem WM-Viertelfinal unwürdig.
Leere Ränge, wo das Auge hinreicht und teils gespenstische Stille. Vereinzelt war sogar zu hören, wie die Protagonisten auf dem Eis kommunizierten. Offiziell 2621 Zuschauer bezeugten den 6:0-Sieg der Schweizer, wobei einem diese Zahl beim Blick ins weite Oval doch eher optimistisch erschien.
Tatsache ist: Die Organisatoren haben es nicht geschafft, die einheimischen Leute auch für Spiele ohne dänische Beteiligung ins Stadion zu locken.
10'500 Leute klatschen im Akkord
Gegensätzlicher hätte die Ambiance im zweiten Viertelfinal in Herning kaum sein können. Die Dänen, sie schreien ihre Mannschaft nicht so leidenschaftlich nach vorne wie etwa im vergangenen Jahr die Tschechen in Prag. Oder auch vor zwei Jahren die Letten in Riga. Und doch sorgten auch die dänischen Fans für eine Gänsehaut-Stimmung – auf ihre Art eben.
Das Publikum in der Arena in Herning honorierte den aufopferungsvollen Auftritt des krassen Aussenseiters gegen Kanada während der Partie mit Standing Ovations. Sowohl zum Ende des 1. wie auch des 2. Drittels – notabene beim Stand von 0:0 – klatschten 10'500 Menschen minutenlang. Da war zu spüren: Dänemark glaubt an das Unmögliche.
Nach dem Dämpfer die Ekstase
Diesem Glauben wurde mit dem kanadischen Führungstor in der 46. Minute kurzzeitig der Stecker gezogen. Doch das einheimische Publikum realisierte schnell, dass es die eigene Mannschaft nun noch mehr tragen muss. Und als es schon längst niemanden mehr auf den Sitzen hielt, brach mit dem späten Doppelschlag zum 2:1 die Ekstase aus.
Eine Gefühls-Explosion, wie man sie sich nach den in Herning zuvor gemachten Erfahrungen nicht vorstellen konnte. Die einen hüpften herum, andere trauten einfach nur ihren Augen nicht. Die letzten Sekunden, Gänsehaut am ganzen Körper und dann – Aus, vorbei!