Die Frage, wer die Verantwortung für die Hillsborough-Katastrophe trägt, beschäftigt die britische Justiz noch 30 Jahre danach. Angehörige der Opfer kämpfen schon seit Jahrzehnten dafür, dass die mutmasslichen Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Ursprünglich wurden die Fussballfans sogar von der Polizei und Medien wie The Sun verantwortlich gemacht und diffamiert. Noch heute wird in Liverpool The Sun von vielen boykottiert.
Erst 2016 hielt eine Untersuchung zur Katastrophe fest:
- Es war kein Unfall: 96 Menschen wurden laut englischem Recht «gesetzeswidrig getötet».
- Die Polizei trägt durch ihre Fehler Mitschuld.
- Den Zuschauern ist kein Fehlverhalten vorzuwerfen.
3000 Menschen drängten auf eine Tribüne, die für halb so viele vorgesehen war. Polizei-Einsatzleiter David Duckenfield liess ein zusätzliches Tor öffnen – eine fatale Entscheidung. Lange hiess es zu Unrecht, die Fans hätten das Tor selbst eingetreten. Duckenfield selbst hatte diese Lüge verbreitet, wie er später zugeben musste.
Noch kein Ende des Rechtsstreits
30 Jahre lang gab es keinen Schuldspruch, bis Anfang dieses Monats der Geschäftsführer von Sheffield Wednesday für schuldig befunden wurde: Graham Mackrell war für die Sicherheit im Stadion zuständig. Er wurde wegen Missachtung von Sicherheitsvorschriften verurteilt. Das Strafmass wird erst Mitte Mai dieses Jahres bekanntgegeben.
Ohne Urteil endete hingegen ein Prozess gegen Polizei-Einsatzleiter Duckenfield, der wegen fahrlässiger Tötung in 95 Fällen angeklagt war (das 96. Opfer starb mehr als ein Jahr nach der Katastrophe). Die Staatsanwaltschaft will das Verfahren jedoch wieder aufnehmen. Betroffene und Angehörige können weiterhin nicht mit den Geschehnissen des 15. April 1989 abschliessen.
Sendebezug: 15.4.19, Morgengespräch, SRF 1, 6:20