Thomas Müller machte vieles richtig an diesem Abend: Er kurbelte das Offensivspiel der Bayern an. Er gewann Zweikämpfe. Er legte uneigennützig zweimal für Robert Lewandowski auf. Er stiftete in der Atletico-Mauer Unruhe und ermöglichte Xabi Alonsos 1:0. Er rackerte bis in die 96. Minute.
Aber – Müller machte eben auch etwas falsch: Er verschoss in der 34. Minute den Penalty, den Bayern 2:0 in Führung gebracht hätte. Der 26-Jährige versuchte, Goalie Jan Oblak «auszugucken». Der Slowene blieb aber lange stehen, wählte die richtige Ecke und wehrte den Schuss ab. «Ein Elfmeter, der nicht reingeht, ist kein guter Elfmeter», sagt Müller nach dem Spiel lapidar.
Wir haben vieles richtig gemacht und ein bisschen etwas falsch.
So avancierte Müller zur tragischen Figur bei den Bayern. Er, der im Hinspiel bis zur 70. Minute auf der Bank schmorte, was viele Fans und Experten nicht verstanden und wofür sich Trainer Pep Guardiola rechtfertigen musste.
«Der Fussball ist manchmal extrem. Wir haben vieles richtig gemacht und ein bisschen etwas falsch», sagte Bayerns Identifikationsfigur am Dienstagabend in den Katakomben der Allianz Arena. Er meinte damit die Mannschaft. Die Aussage traf aber vor allem auch auf seine persönliche Leistung zu.
Torres macht den Müller – ohne Konsequenzen
Klar, auch Fernando Torres verschoss einen Elfmeter. Und erst noch auf praktisch identische Weise wie Müller. Nur, darüber spricht am Ende niemand. Denn Torres steht im Champions-League-Final. Und Müller nicht.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 3.5.16, 20:00 Uhr