Resultate
«Man kann sagen, dass wir auf Grund gelaufen sind», sagte Reals Captain Iker Casillas nach der peinlichen Darbietung seiner Mannschaft gegen Schalke. Seine beste Aktion hatte der 33-Jährige, der bei den ersten beiden Toren schlecht aussah, unmittelbar nach Spielschluss. Er pfiff Cristiano Ronaldo, der schon auf dem Weg in die Garderobe war, zurück und beorderte ihn zur Verabschiedung an den Mittelkreis.
Dort mussten die Real-Stars ein gellendes Pfeifkonzert über sich ergehen lassen. Die weissen Taschentücher flatterten im Bernabeu als Zeichen der Missbilligung. Der Mob tobte, einige Spieler wurden beim Verlassen des Stadions gar in ihren Luxuslimousinen attackiert. Tief sass der Stachel der Niederlage. 4 Gegentore auf eigenem Terrain hatte es zuletzt vor 15 Jahren in der Gruppenphase bei einem 2:4 gegen Bayern München gegeben. Schalke hätte mit etwas mehr Killer-Instinkt in den Schlussminuten das 5. Tor erzielen können.
Cristiano Ronaldo mit «silenzio stampa»
Zu all dem hatte Cristiano Ronaldo nichts zu sagen. Er verkündete, er werde bis Saisonende nicht mehr zu den Medien sprechen. Immerhin fingen die TV-Kameras den Gefühlszustand des Weltfussballers ein. «Das war eine Schande», raunte «CR7» noch auf dem Rasen Karim Benzema zu. Dass er mit seinen 2 Toren gerade den Rekord in Sachen Europacup-Tore (78) aufgestellt hatte und bezüglich CL-Treffer mit Lionel Messi gleichzog (75), war in dieser bitteren Stunde Nebensache.
Unzufrieden ist Ronaldo seit seiner Geburtstagsparty am 7. Februar. Nach dem 0:4 gegen Atletico Madrid feierte er ein rauschendes Fest. Die Bilder des angesäuselten Ronaldo am Mikrofon machten die Runde und stiessen in der Hauptstadt manchem sauer auf. Dass seine Professionalität infrage gestellt wurde, kränkte den Portugiesen.
Ancelotti, Casillas und Bale in der Kritik
Das Hauptaugenmerk der medialen Schelte richtet sich jedoch auf drei andere Köpfe. Goalie Casillas ist seit Mourinho-Zeiten einem gewissen Sektor ein Dorn im Auge und auch Coach Carlo Ancelotti ist bei Fans und Medien in Ungnade gefallen. Die Marca forderte schon vor dem Schalke-Spiel offen seine Entlassung. Dies sei auf Anweisung des Präsidenten Florentino Perez erfolgt, sagen Insider. Perez wolle sondieren, wie es um die Beliebtheit des Italieners stehe.
Dass Ancelotti Real im vergangenen Jahr zum ersehnten 10. Champions-League-Titel führte und nebenbei den heimischen Cup, die Klub-WM und den europäischen Supercup holte, scheint plötzlich vergessen.
Modric und das Systemproblem
Im Fall von Gareth Bale geht es ausschliesslich um die sportliche Leistung. Der Waliser hat seit 9 Spielen nicht mehr getroffen und seit 8 Partien keine Torvorlage mehr geliefert. Zu wenig für einen 90-Millionen-Einkauf. Hinzu kommt, dass Bale – wie Ronaldo und Benzema – zu wenig nach hinten arbeitet.
Das überforderte Mittelfeld feierte deshalb gestern die Rückkehr von Luka Modric. Der Kroate war nach mehrmonatiger Verletzungspause der einzige, der sich in der Schlussphase nicht versteckte und den Ball forderte. «Wir müssen wieder mehr zusammenstehen und uns auf dem Platz gegenseitig mehr unterstützen», brachte Modric die Probleme Reals auf den Punkt. Dass er damit indirekt eine Rückkehr zum 4-4-2-System forderte, ist offensichtlich. Es ist kaum denkbar, dass Ancelotti an seinem Paradesturm festhält, wenn es in 10 Tagen im Camp Nou zum Showdown mit Barcelona kommt.