Lars Lunde hat Jahre nach seiner Spielerkarriere bei Gelb-Schwarz noch immer ein YB-Herz. Der heute 56-Jährige traut darum den Bernern gegen Midtjylland in der 3. Qualifikations-Runde zur Champions League das Weiterkommen durchaus zu. Das Duell um den Playoff-Einzug findet in einem einzigen Spiel am Mittwochabend auswärts statt.
Als Torschützenkönig (21 Treffer in 27 Spielen) führte Lars Lunde YB 1986 zum Meistertitel. Dass die Berner nach 32 Jahren des Wartens gleich 3 Titel hintereinander holten, findet der Däne schlicht «genial».
Der ehemalige Profi von Bröndby Kopenhagen ist immer noch im Bilde, was in seiner Heimat fussballtechnisch abgeht. Lunde analysiert für SRF Sport den YB-Gegner Midtjylland.
SRF Sport: Lars Lunde, wann waren Sie zum letzten Mal in Dänemark?
Lars Lunde: Das ist – aufgrund des Coronavirus – fast über ein Jahr her. Ich möchte im Oktober aber meine Mutter besuchen.
Wie intensiv verfolgen Sie den dänischen Fussball?
Die Spiele meines Ex-Klubs Bröndby Kopenhagen schaue ich mir regelmässig an. Den Saisonstart von Midtjylland am Freitag gegen SönderjyskE ( 0:2, die Red. ) habe ich mir natürlich auch zu Gemüte geführt.
Gegen Teams aus Jütland habe ich früher nie gerne gespielt. Das waren Spieler vom Typ Wadenbeisser.
Welchen Eindruck hat Ihnen Midtjylland gemacht?
Keinen allzu guten. Aber das muss nichts heissen, denn für sie findet das wichtige Spiel am Mittwoch statt.
Midtjylland hat die abgelaufene Meisterschaft 4 Runden vor Schluss perfekt gemacht und mit 9 Punkten Vorsprung gewonnen. Das zeugt von Qualität ...
Mich hat das überrascht. Ich hätte erwartet, dass wieder der FC Kopenhagen Meister wird. Denn sie waren die beste Mannschaft der letzten 10 Jahre und haben das grösste Budget. Aber Midtjylland hat sich in einen Rausch gespielt. So waren sie schwer zu stoppen.
Wo liegen die Stärken dieser Mannschaft?
Sie sind körperlich sehr robust, sind gut bei Standards. Sie haben kopfballstarke Stürmer und operieren mit weiten Einwürfen und langen Bällen. Gegen die Teams aus Jütland habe ich früher nie gerne gespielt. Das waren Spieler vom Typ Wadenbeisser.
Seit dem Jahr 2014 arbeitet Midtjylland stark mit Daten und Statistiken. 2015, 2018 und nun 2020 wurde der Klub Meister. Was halten Sie von dieser Strategie?
Ich bin vielleicht etwas altmodisch. Das Spiel wird auf dem Platz entschieden. Wenn ein Trainer die Information erhält, dass ein Akteur 20 Sprints gemacht hat und nun ausgewechselt werden muss: Soll er ihn dann rausnehmen? Ich weiss nicht.
Der 21-fache Nationalspieler Pione Sisto ist nach 4 Jahren bei Celta Vigo zurückgekehrt. Ein guter Transfer, nicht?
Sicherlich. Aber man muss immer vorsichtig sein bei Rückkehrern. Können sie die gleiche Leistung wieder bringen? Das hat man in Basel zum Beispiel bei Valentin Stocker und Fabian Frei gesehen.
Wer ist am Mittwoch Favorit?
YB muss schon auf der Hut sein. Die guten Teams aus Dänemark können auch in der Super League oben mitspielen. Aber an einem guten Tag kann es YB sicher packen.
Das Gespräch führte Dominik Steinmann.