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Champions League Ein Prinzenpark, so still

Ohne Unterstützung eines Grossteil seiner Fans tritt der FC Basel am Mittwoch in der Champions League gegen Paris SG an. Damit dürfte es im «Parc des Princes» noch stiller werden, als es in den letzten Jahren schon war.

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Timothé Crépin arbeitet seit 2012 als Fussball-Journalist für das Magazin «France Football».

Am 1. Oktober feierte Paris Saint-Germain einen ungefährdeten 2:0-Sieg über Bordeaux. Doch nicht Spielverlauf und Resultat bewegten die Gemüter und die Sozialen Medien, sondern was sich auf den Rängen des Prinzenparks abspielte.

Erstmals seit 6 Jahren war den PSG-Ultras gestattet worden, einen Match gemeinsam mitzuverfolgen. 2010 war der «Leproux-Plan» in Kraft gesetzt worden, benannt nach dem früheren PSG-Präsidenten Robin Leproux.

Aktionsplan gegen Gewalt

Der Klub löste die Ultra-Gruppierungen auf, schaffte Abonnemente ab und teilte die Tickets nach dem Zufallsprinzip zu, um die Gruppierung von Ultras zu verhindern. Der PSG reagierte damit auf zahlreiche gewaltsame Vorfälle auf den Tribünen «Auteuil» und «Boulogne» sowie ausserhalb des Stadions, bei denen sogar ein Fan das Leben verlor.

Zuschauer statt Unterstützer

Das Hauptziel wurde zwar erreicht: Die Gewalt nahm massiv ab. Doch gleichzeitig wurde der Prinzenpark zu einer stillen Spielstätte. Dabei galt er einst als Stadion mit einer echten Gänsehaut-Atmosphäre.

Nach der Mehrheitsübernahme durch katarische Aktionäre 2011:

  • wurden die Ticketpreise erhöht und
  • wurden die Fans in Paris zu Zuschauern statt Unterstützern.

Besonders augenfällig wurde dies beim 5:1 des PSG gegen Lyon letzten Dezember. Trotz der Gala auf dem Rasen hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Welch' Unterschied zum früheren Enthusiasmus, der von den Rängen schallte!

Spieler für Ultras

Nach dem friedlich verlaufenen Test der Ultras gegen Bordeaux hängt der Himmel derzeit voller Geigen. Namentlich von Spielerseite kamen begeisterte Voten. «Wir haben alle den Unterschied gesehen», meinte etwa Blaise Matuidi, der sich schon früher zugunsten der Ultras geäussert hat. «Es ist fantastisch, in einer solchen Atmosphäre zu spielen. Ich hoffe, dass es so weitergeht.»

Nur 800 Tickets

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Wegen dem Ausnahmezustand nach den Terroranschlägen, der in Paris noch immer gilt, dürfen nur 800 FCB-Fans ins Stadion. Eigentlich hätte der Klub das Anrecht auf rund 2000 Tickets. Gewisse Basler Fan-Gruppierungen wollen nun ganz auf die Reise verzichten.

Teamkollege Thiago Silva assistierte: «Ich habe Aufnahmen früherer Jahre gesehen und war beeindruckt, welche Stimmung hier entstehen kann.» Allerdings: Eine Entscheidung über eine Lockerung des Leproux-Plans ist noch nicht getroffen worden.

Gästeboykott ist nichts Neues

Der PSG hat es sich allerdings nicht nur mit seinen eigenen Fans verscherzt. Schon vor dem FC Basel haben Fans der Gastklubs mehrfach den Prinzenpark boykottiert, ob aus Protest gegen die Preise oder gegen die geringe Anzahl Tickets. So oder so wird der «Parc des Princes» nie ein Stadion wie die andern sein.

Sendebezug: Regionaljournal Basel Baselland, Radio SRF 1, 11.10.16, 06:30 Uhr / Laufende Berichterstattung Champions League SRF zwei

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