Kein Mensch, kein Tier – Haaland ist hier
Kamil Grabara war sich sicher: «Er ist kein Mensch!» Die Rede ist von Erling Haaland. Der Urheber des Zitats muss es wissen, war der Kopenhagen-Keeper schliesslich zweimal von Haaland bezwungen worden. Einen 3. Treffer «verhinderte» Kopenhagen-Verteidiger Dawit Chotscholawa: Er lenkte das runde Leder vor dem einschussbereiten Norweger zum 3:0 ins eigene Tor ab.
Fakt ist, was sich wie die Werbung einer mässig erfolgreichen Dating-App anhört: Alle 50 Minuten erzielt Haaland ein Tor. In absoluten Zahlen: 19 Treffer in 12 Pflichtspielen. Es ging wohl ein erleichtertes Raunen durch die Reihen der Dänen, als sie am Mittwoch sahen, dass der 22-jährige «Nicht-Mensch» für die 2. Halbzeit geschont wurde.
Der «Messi-as» und die Nummer 40
Apropos kein Mensch: Den kleinen, flinken Lionel Messi nennt die Fussballwelt seit jeher «La Pulga», also «Floh». Während der über Jahre prägende Star des Weltfussballs im Vorjahr bei seinem neuen Engagement in Paris phasenweise enorm an Glanz verloren hatte, meldet sich der 35-Jährige in dieser Spielzeit eindrücklich zurück. Sein Schlenzer beim 1:1 gegen Benfica hätte auf dieselbe Art vor 10 Jahren im Tor einschlagen können. Messi, der in dieser Saison bei 16 Skorerpunkten in 13 Partien steht, verkürzte die Rekordjagd in der CL und liegt noch 13 Tore hinter Cristiano Ronaldo.
Messis 127. Treffer in der «Königsklasse» war zugleich sein erster gegen Benfica. Damit hat er im Wettbewerb gegen nunmehr 40 Teams eingenetzt – natürlich ein Rekord. Und Fussball-Nostalgiker sehnen bereits eine mögliche ablösefreie Rückkehr des Argentiniers zu Barcelona herbei. So oder so bleibt dem Fan des gepflegten Ballsports nur zu sagen: «Messi vielmals!»
Geschichte der Goalies, oder: immer Ärger mit Stürmern
Zur Wahrheit gehört auch, dass unter der Klasse der genannten Top-Stürmer und ihren Pendants eine ganze Berufsgruppe leidet: die Torhüter. Am 3. Spieltag der Gruppenphase zappelte der Ball in 5 Partien 5 Mal oder öfter im Netz. Doch zum Ärmsten der Gilde avancierte am Mittwochabend Peter Gulacsi: Der Leipzig-Keeper zog sich nach einem missratenen Zuspiel einen Kreuzbandriss zu. Dass es überhaupt so weit kam, lag indes auch an einem Angreifer: Gulacsis Mitspieler Timo Werner hatte die Szene mit einem riskanten Rückpass heraufbeschworen.
Wenn gegnerische Stürmer einnetzen leiden neben den Goalies auch immer die betroffenen Trainer. Und einen Tag nach Gerardo Seoane musste Sevillas Übungsleiter Julen Lopetegui gleichermassen lernen: Auch in Europas höchstem Klubwettbewerb kann eine (weitere) Niederlage zur Unzeit die Bedeutung von Stelleninseraten signifikant erhöhen.
Wenn Niederlagen keine Real-ität mehr sind
Als Real Madrid letztmals in einem Ernstkampf als Verlierer vom Platz ging, wagte es Prince Charles noch nicht einmal, verträumt «King Charles» auf seine royalen Notizzettel zu kritzeln. Und die Fans von Roger Federer waren felsenfest davon überzeugt, dass der «Maestro» noch einmal zum ganz grossen Comeback ansetzen würde.
Jedenfalls blieben «Los Blancos» seit dem 8. Mai und dem 0:1 im Derby gegen Atletico (ausgerechnet!) ungeschlagen, reihten dabei phasenweise 10 Siege aneinander. Das 2:1 gegen Schachtar Donezk war in der Champions League der 3. Sieg im 3. Spiel. Die weisse Weste scheint sich in weissen Trikots einfach leichter zu wahren. Die Madrilenen wollen in der «Königsklasse» abermals schaffen, was Charles bereits hinter sich hat: die Besteigung des Throns.