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Grosses Comeback der Serie A? Wie eine Panda-Erpressung und Shakespeare Tifosi träumen lassen

Mit Napoli und den Mailänder Klubs steht ein Serie-A-Trio im Viertelfinal der Champions League. Ihre Rezepte sind grundverschieden.

Jubelnder Fan
Legende: Als Napoli-Fan ... ... hat man derzeit ohnehin viel Spass. Doch mit Inter und der AC Milan wirbeln zwei weitere Klubs aus Italien die Champions League auf. Imago/Revierfoto

In den ersten 10 Jahren dieses Millenniums führte man als Tifosi noch ein echtes Dolce Vita. Nicht weniger als 5 Champions-League-Finalisten stellte Italien zwischen 2003 und 2010. Doch ob «Superpippo» Inzaghis Doppelpack beim Milan-Triumph 2007 oder Inters Diego Milito, der 2010 die Bayern-Defensive vernaschte – es sind Erinnerungen, die längst verblasst sind.

Doch ausgerechnet jener Triumph der «Nerazzurri» markierte eine Zäsur im italienischen Fussball. Auf attraktivster Bühne verschwand man im Schatten der finanzstarken Premier-League-Klubs, musste sich hinter Spaniens Fussballgrossmächten Barcelona sowie Real (phasenweise auch Atletico) Madrid anstellen. In den letzten beiden Kampagnen überstand kein Serie-A-Team die Achtelfinals.

Nun aber wird in Italien wieder vom «Henkelpott» geträumt. Mit Napoli, Inter und der AC Milan ist (erstmals seit 17 Jahren!) noch ein Trio im Rennen, neben zwei englischen und je einem deutschen, portugiesischen und spanischen Klub.

Skeptiker mögen monieren, dass mit Frankfurt, Porto und Tottenham nun auch keine unüberwindbaren Hürden im Weg standen. Nichtsdestotrotz: Es ist zumindest die vorübergehende Wiederauferstehung einer Fussballnation, die zuletzt mit EM-Titel und verpasster WM ohnehin schon eine emotionale Achterbahnfahrt mit besonders heftigen Loopings hinter sich hat.

Ob Trend oder Eintagsfliege (der Italiener würde von der effimera sprechen) wird erst die Zukunft weisen. Spannend: Die Erfolgsrezepte der drei Viertelfinalisten sind jeweils völlig verschieden.

Napoli: Nicht ohne meinen Panda

Den Süditalienern ist aktuell alles zuzutrauen. Mit neuneinhalb Fingern am «Scudetto» darf sich Napoli langsam, aber sicher auf die Champions League fokussieren. Dass der 400 km nordwärts geborene Luciano Spalletti ein Team geformt hat, welches für die grösste Euphorie der Post-Maradona-Ära sorgt, ist so faszinierend wie überraschend. Die Fans wünschten den Trainer noch vor einem Jahr nach einer Baisse in die Wüste. In Anspielung auf den von Spalletti gestohlenen Fiat liessen die Ultras ihn sinngemäss wissen: «Den Panda geben wir dir wieder, aber hau' einfach ab!»

Dass der vergleichsweise kühle Mann aus der Nähe von Florenz ironisch reagierte («Zunächst will ich den Zustand des Pandas sehen und ob die CDs von Pino Daniele noch drin sind, dann nehme ich das Angebot an»), passt zu einem, der trotz seines Status' einen Fiat fährt.

Dabei war es bei den «Partenopei» ohnehin kühn, mit durchschlagenden Erfolgen zu liebäugeln. Die vor Saisonstart verlorenen Leistungsträger (Captain Insigne, Rekordtorschütze Mertens, Abwehrchef Koulibaly) wurden ersetzt; durch Neuzugänge, bei denen man damals vorab nicht grübelte, was sie können, sondern wie man ihre Namen ausspricht: Min-Jae Kim, Khvicha Kvaratskhelia. Ersterer ist mittlerweile ein Innenverteidiger von Weltklasseformat. Und letzteren (der gerade mit Victor Osimhen «Kongenialität» neu definiert) nennt man bereits «Kwaradona». Und das will in Napoli etwas heissen.

Inter: Dank Shakespeare im Viertelfinal

Im Achtelfinal-Hinspiel bemühten die Inter-Fans in ihrer Choreo gar William Shakespeare: «Die Liebe ist ein ewig festes Zeichen, das auf Stürme blickt und niemals erschüttert wird.» Und spätestens in der Reprise in Porto bedurfte es dieser bedingungslosen Liebe. Nach dem 1:0 zuhause ermauerte sich eine fünf Italiener (und einen fantastischen kamerunischen Keeper namens André Onana) beinhaltende Defensivabteilung ein torloses Remis. Catenaccio 2.0.

Sei's drum, wer gewinnt, hat recht. Und die Inter-Ultras durften erleichtert feststellen, dass es mit der routinierten Defensive ihres Teams genauso wie mit der Shakespeare'schen Liebe ist: Sie blickt auf (Portos) Stürme und wird niemals erschüttert.

Milan: Die wahre Internazionale

Vor 115 Jahren spaltete sich Inter vom «Milan Cricket and Football Club» ab, weil der Vorgänger der AC Milan damals nur Italiener spielen lassen wollte. Daher auch der Name Internazionale Milano. So entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass bei der AC von 15 gegen Tottenham eingesetzten Spielern mit Sandro Tonali nur ein einziger Italiener war. Wie Lokalrivale Inter betonierten sich die «Rossoneri» mit dem Gesamtskore von 1:0 in die nächste Runde.

SRF zwei, «Champions League – Highlights», 15.03.2023, 23:00 Uhr;

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